Umwelt - Kiel:Land sucht neue Küstenschutz-Strategie für die Ostsee

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Kiel (dpa/lno) - An welchen Stellen ist eine Weiterentwicklung des Tourismus an der Ostseeküste langfristig sinnvoll, wo ist Küstenschutz geboten? Antworten auf diese Fragen soll eine neue Strategie liefern, die Umwelt- und Tourismusministerium gemeinsam mit Vertretern der Region und Wissenschaftlern der Kieler Universität entwickeln wollen. "Wir haben in der Vergangenheit viele Fehler gemacht", sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) am Montag. Als Beispiel nannte er Bauwerke, die zu nah an der Küste errichtet wurden. "Lange Zeit gab es da keine großen Abstandsregelungen."

Grundlage für die Ziele der Strategie soll ein morphologisches Modell der Küste sein, an dem Forscher der Christian-Albrechts-Universität in den kommenden zwei Jahren mit Wissenschaftlern der Technischen Universität Hamburg-Harburg arbeiten werden. Der Klimawandel gehe mit einem erwarteten Anstieg des Meeresspiegels um 0,84 Meter bis Ende des Jahrhunderts einher, sagte Albrecht. "Dabei geht es auch um die Frage: Macht es an bestimmten Orten Sinn, sich touristisch weiterzuentwickeln?"

Für Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) ist das Ziel der Einklang zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen. "Da wird der Tourismus nicht alles kriegen können, aber er wird auch nicht nichts kriegen dürfen." Denn die Branche sei eine der Lebensadern der norddeutschen Wirtschaft. Klar sei aber auch: Steuergeld in der Ostsee zu versenken "kann nicht das Ziel sein".

Der Schutz der 540 Kilometer langen Ostseeküste falle im Vergleich zur Nordsee wesentlich komplexer aus, sagte Albrecht. "Die Abbrüche von Steilküsten an der einen Stelle sind die künftigen Sandstrände an anderer Stelle." Dennoch müssten Steilküsten künftig wohl stärker geschützt werden. Landesschutzdeiche existieren an der Ostsee auf einer Länge von 120 Kilometern. Sie schützen laut Albrecht rund 60 000 Menschen, die dahinter leben, und Sachwerte in Höhe von sieben Milliarden Euro.

Für seinen Kabinettskollegen Buchholz waren die Schäden an den Küstenbadeorten 2017 und 2019 Vorboten dessen, was Land und Menschen in den kommenden Jahrzehnten droht. Im Frühjahr hatte die Regierung den Tourismusorten eine Million Euro bereitgestellt, um Schäden etwa an Promenaden, Wegen und Seebrücken zu beseitigen. Sie unterstützte auch die Behebung von Schäden an Stränden, Strandwällen und Dünen in touristisch relevanten Strandabschnitten.

Für Umweltminister Albrecht ist bereits klar, dass Veränderungen beim Küstenschutz und dem Tourismus notwendig sein werden: "Wir werden nicht umhin können, in der Zukunft auch touristische Infrastruktur zu verlagern." An bestimmten Orten entlang der Küste sei touristische Entwicklung nur noch begrenzt möglich, Hotspots könnten sich verschieben. "Ich kann jetzt aber nicht sagen, welcher Ort das ist."

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