Gesundheit - Dresden:Studie: Ein Viertel der Schüler psychisch auffällig

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Dresden (dpa/sn) - Jeder vierte sächsische Schüler ist laut einer Studie psychisch auffällig. Dominierend sind dabei Sprach- und Sprechstörungen. Verhaltens- und emotionale Störungen sind am zweithäufigsten. "1,6 Prozent aller Jungen und Mädchen zwischen zehn und 17 Jahren leiden an einer diagnostizierten Depression und 2,2 Prozent unter einer Angststörung. Hochgerechnet sind insgesamt knapp 10 000 Schulkinder in Sachsen betroffen", gab die DAK-Gesundheit am Donnerstag in Dresden bekannt. Mädchen seien dreimal so oft von Depressionen und fast doppelt so häufig von Angststörungen betroffen wie Jungen. Mitunter tritt beides parallel auf.

"Wir wollen das Tabu brechen, das psychische Erkrankungen noch immer umgibt", erklärte die sächsische DAK-Chefin Christine Enenkel. Die betroffenen Kinder würden oft für sich im Stillen leiden, bevor sie sich jemandem anvertrauen und eine passende Diagnose bekommen: "Wir müssen aufmerksamer werden – ob in der Familie, in der Schule oder im Sportverein – und nachhaltig helfen." Die DAK kündigte ein neues Angebot der Versorgung an, bei dem depressive Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 17 für drei Jahre eine vernetzte ambulante Nachsorge und Versorgung bekommen.

Jüngere Schulkinder fielen am häufigsten durch Entwicklungsstörungen auf, zu denen auch Sprach- und Sprechstörungen gehören, hieß es. Auch Verhaltensstörungen wie etwa ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- Hyperaktivitätsstörung) seien weit verbreitet. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17, die in Städten leben, haben öfter eine Depression als Gleichaltrige vom Land. "Die Gründe für die beobachteten Zusammenhänge können an den unterschiedlichen Lebensgewohnheiten und Lebensbedingungen liegen. Für Stadtkinder existiert aber auch ein dichteres Angebotsnetz an niedergelassenen Fachärzten", betonte Enenkel.

Chronische Krankheiten steigern das Risiko für Depressionen. Betroffene im Jugendalter besitzen den Angaben nach ein bis zu 4,5-fach erhöhtes Risiko für eine Depression. Das familiäre Umfeld könne für die Entwicklung eines Seelenleidens ebenfalls ein Faktor sein, hieß es. "Erkrankungen der Eltern können für Kinder und Jugendliche eine große seelische Belastung sein", erklärte Veit Roessner, Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie des Dresdner Uniklinikums.

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation sind Depressionen und Angststörungen besonders gravierend. "Depressionen sind gekennzeichnet durch Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Interessenverlust. Bei schweren depressiven Episoden haben die jungen Patienten Schwierigkeiten, ihre alltäglichen Aktivitäten fortzusetzen. Sie ziehen sich stark zurück, schaffen es kaum noch, in die Schule zu gehen", hieß es im DAK-Report. Bei Angststörungen sei der natürliche Angstmechanismus aus den Fugen geraten. Betroffene zeigten Reaktionen, die der jeweiligen Lage nicht angemessen seien und losgelöst von einer realen Gefährdung abliefen.

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