Museen - Erfurt:Museen stoßen bei Lagerung von Kulturschätzen an Grenzen

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Eine Besucherin besichtigt das Depot der Mühlhäuser Museen. Foto: Martin Schutt/zb/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Erfurt/Gotha/Sonneberg/Gera (dpa/th) - Viele Thüringer Museen oder Kulturstiftungen stoßen bei der Lagerung ihrer Sammlungen sowie von Vitrinen oder Tafeln inzwischen an Platzgrenzen. Zwar reiche der Platz im Depot der Stiftung derzeit noch aus, sagte ein Sprecher der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha der Deutschen Presse-Agentur. Doch gehe es in dem Depot inzwischen sehr beengt zu. Viele Objekte müssten oft bewegt werden, Vitrinen könnten teils nicht gelagert werden, um sie für eine spätere Ausstellung noch einmal zu verwenden. Auch die Verantwortlichen anderer Museen oder Kunst- und Kultursammlungen äußerten sich in einer dpa-Umfrage ähnlich.

Der Geschäftsführer des Thüringer Museumsverbandes, Holger Nowak, sagte, in vielen Thüringen Museen sei die Lage ähnlich wie in Gotha. "Ich kenne viele Häuser, die platzen aus den Nähten." Die Platzprobleme in den Depots der Einrichtungen erforderten ein Umdenken. "Museen können nicht mehr so weitersammeln wie bisher", sagte Nowak. Wichtig sei zum Beispiel, dass sich die Häuser stärker untereinander abstimmten, welche Gegenstände sie bei sich aufbewahrten. Das sei etwa bei Objekten zur DDR-Geschichte dringend nötig. "Es muss nicht der gleiche DDR-Fernseher in einhundert verschiedenen Museen stehen", sagte Nowak.

Dabei sei auch die Ausstattung der vorhandenen Lager oft noch verbesserungswürdig, sagte der Leiter der Kunstsammlung Gera, Holger Peter Saupe. Die Geraer Sammlung habe das Glück, dass ihre Lagerflächen im Otto-Dix-Haus der Stadt klimatisiert seien. Doch vielerorts gebe es keine vergleichbaren Anlagen. Zudem stünden in vielen Depots noch Regale, während mittlerweile eher verschiebbare, hängende Lagermöbel gebraucht würden.

Auch aus der Thüringer Staatskanzlei hieß es, schwerwiegender als die Platzprobleme in den Depots sei oft die "fachgerechte Lagerung unter konservatorischen Anforderungen - Temperatur, Luftfeuchte, Licht, Lagerungsform - vor allem bei manchen kleineren Museen". Immer wieder habe der Freistaat in den vergangenen Jahren Gelder zur Verfügung gestellt, um die Depotsituation der Kunst- und Kultureinrichtungen im Land zu verbessern. So sei etwa der Neubau des Museumsdepots der Klassik Stiftung Weimar zwischen 2008 und 2015 mit 479 000 Euro unterstützt worden, sagte eine Sprecherin der Staatskanzlei. In Thüringen gibt es etwa 240 Museen.

An Grenzen stoße man oft auch beim Platz für Ausstellungen, sagte Saupe von der Kunstsammlung Gera. Zeitgenössische Kunstwerke und Installationen bräuchten oft deutlich mehr Raum als etwa die Kunstwerke alter Meister. "Das man da drei mal zwei Meter braucht, ist keine Seltenheit mehr."

Der Sprecher der Stiftung Schloss Friedenstein sagte, gerade Einrichtungen und Depots in denkmalgeschützten Bauwerken hätten oft Platzprobleme. Auch der Transport von Kunstwerken und der Ausstellungs-Infrastruktur sei "eine Herausforderung", wenn es dort keine ausreichend großen Aufzüge oder breite Treppen gebe. Oft müssten Speditionen beauftragt werden, was hohe Kosten und bürokratischen Aufwand verursache. Wenn aus Platzproblemen etwa Vitrinen nach dem Ende einer Ausstellung nicht eingelagert werden könnten, würden sie bisweilen an andere Museen verschenkt.

Der Museumsverband und mehrere Einrichtungen denken derweil laut darüber nach, inwieweit ein zentrales, vom Land verantwortetes Depot die Probleme mildern könnte. Zwar seien viele Museen darauf angewiesen, mit ihren Sammlungen zu arbeiten und müssten sie deshalb schnell erreichen. Doch gerade für den Fall von Naturkatastrophen könnte ein solches zentrales Depot ein Möglichkeit sein, Sammlungen vor Schäden zu schützen. "Ich würde solchen Überlegungen grundsätzlich positiv gegenüber stehen", sagte Saupe.

Dass allerdings nicht alle Thüringer Museen Platzprobleme haben, zeigt das Beispiel des Spielzeugmuseums in Sonneberg. Dort gebe es keine Platzprobleme bei Präsentations- und Ausstellungs- beziehungsweise Lagerflächen, sagte eine Sprecherin des Museums. "Um Platzproblemen vorzubeugen, besitzt das Deutsche Spielzeugmuseum neben hauseigenen auch externe Depots."

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