Unternehmen - Dresden:Wohnungsgenossenschaften: Rekordinvestitionen und Leerstände

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Dresden (dpa/sn) - Die sächsischen Wohnungsgenossenschaften haben 2019 eine Rekordsumme von mehr als 500 Millionen Euro investiert. 400 Millionen Euro flossen in die Instandhaltung und Modernisierung der Bestände, etwa 100 Millionen in den Neubau von rund 400 Wohnungen, wie der Verband am Mittwoch in Dresden mitteilte. Pro Tag würden somit fast 1,5 Millionen Euro investiert. Die Angaben beruhen auf vorläufigen Schätzungen. Erst im Mai liegen dem Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften alle Daten der 209 Genossenschaften vor. 2018 betrugen die Investitionen 447,7 Millionen Euro.

"Die Wohnungsgenossenschaften haben somit für rund eine halbe Million Menschen wieder einen wesentlichen Beitrag für das gute, sichere und bezahlbare Wohnen im Freistaat geleistet", erklärte die Juristin Mirjam Luserke, die als neues Vorstandsmitglied im Verband tätig ist. Die Durchschnittsmiete einer Genossenschaftswohnung liege bei knapp fünf Euro pro Quadratmeter und damit unter dem Preisniveau von Sozialwohnungen, hieß es.

Die Modernisierung von Wohnungen resultiert nicht zuletzt aus dem demografischen Wandel mit einem wachsenden Anteil älterer Mieter. Im Verband gibt es auch Genossenschaften, bei denen fast ein Drittel der Mitglieder älter als 80 Jahre ist. Für sie müssen häufig Schwellen entfernt, Türen verbreitert oder Bäder mit Dusche statt Badewanne ausgerüstet werden. Im Schnitt kostet der Umbau zur barrierefreien Wohnung 25 000 Euro und der Einbau eines Fahrstuhl 150 000 Euro.

Trotz Neubau bleibt auch der Abriss von Wohnungen auf absehbare Zeit ein Thema, denn in einigen Regionen nähmen Leerstände wieder zu, teilte der Verband weiter mit. Das betreffe insbesondere den ländlichen Raum und hier vor allem die Grenzregionen zu Polen und Tschechien. Dort gibt es bei Genossenschaften zum Teil Leerstände von mehr als 20 Prozent. Insgesamt liegt die Quote bei etwa 8,5 Prozent. Von der Politik erwarten die Genossenschaften auch künftig Zuschüsse für den Abriss.

2019 wurden erneut zwischen 200 und 300 Genossenschaftswohnungen abgerissen, darunter in Schwarzenberg, Riesa, Weißwasser, Zwickau und Delitzsch. Zu mehr als 70 Prozent erfolgt das im sogenannten Teilrückbau, wobei meist die oberen Etagen eines mehrgeschossigen Hauses abgetragen werden. Der Teilrückbau sei problematisch, weil die Kosten mindestens drei Mal so hoch sind wie beim Komplettabriss, hieß es. Seit 2000 verschwanden im Bereich der Wohnungsgenossenschaften etwa 34 000 Wohnungen durch Abriss oder Teilrückbau.

Dass Neubau und Abriss mancherorts parallel vonstattengehen, ist für den Verband kein Widerspruch. Der Neubau diene vor allem dazu, neue Zielgruppen wie jungen Familien zu gewinnen. Sie würden häufig nach Vier- oder Fünf-Raum-Wohnungen nachfragen. Die im Verband organisierten Genossenschaften haben mit rund 286 000 Wohnungen 19 Prozent des gesamten Wohnungsmarktes in Sachsen unter sich.

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