Motorsport:Coronavirus stoppt Formel 1: Rennen in China verschoben

Motorsport
Wegen des Coronavirus wird das Formel-1-Rennen in China verschoben. Foto: Andy Wong/AP/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Shanghai (dpa) - Das Coronavirus bremst jetzt auch die Formel 1 aus. Der Weltverband FIA verschob unter dem Eindruck der Epidemie den für 19. April geplanten Großen Preis von China.

Der Grand Prix in Shanghai war eigentlich als vierter der 22 Saisonläufe geplant gewesen und soll nun zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr nachgeholt werden, "wenn die Situation sich verbessert". Die Chancen auf einen Nachholtermin erscheinen indes gering, da der Kalender mit 21 weiteren Rennen bis Ende November bereits sehr üppig gefüllt ist und kaum weiteren Raum bietet.

Der Veranstalter des Rennens habe nach längeren Gesprächen mit der FIA, dem chinesischen Motorsportverband und der Sportbehörde von Shanghai um die Verlegung gebeten, hieß es in der Mitteilung. Mit dieser Entscheidung solle "die Gesundheit und die Sicherheit der reisenden Mitarbeiter, der WM-Starter und Fans" gesichert werden. Die Formel 1 wolle aber "so bald wie möglich" wieder in China fahren.

Die Gesamtzahl der Opfer durch das Virus Sars-CoV-2 auf dem chinesischen Festland liegt inzwischen bei mehr als 1100. Bei mehr als 44.000 Menschen wurde die Covid-19 genannte Erkrankung bestätigt. Weltweit sind außerhalb des chinesischen Festlands mittlerweile mehr als 500 Infektionen bestätigt, davon 16 in Deutschland.

Die Formel-1-Saison startet am 15. März im australischen Melbourne, eine Woche später geht es in der Wüste von Sakhir in Bahrain weiter. Am 5. April soll erstmals in Vietnam auf einem Stadtkurs in Hanoi gefahren werden. Doch auch an der Premiere dieses Rennens gibt es inzwischen Zweifel wegen des Coronavirus'. Hanoi liegt nur rund 150 Kilometer entfernt von der Grenze zu China.

In Vietnam waren zuletzt Schulen in 26 von 64 Provinzen für eine Woche geschlossen worden. Es wurde ein zeitweiliger Einreisestopp für chinesische Touristen verhängt, Flugverbindungen wurden gestrichen. Das Nachbarland Chinas hat jedoch nur wenige bestätigte Infektionen.

Offen blieb zunächst, ob es im April einen Ersatz für den Grand Prix in China gibt. Die Macher am Hockenheimring hatten Spekulationen bereits zurückgewiesen, da die Zeit für Vorbereitung und Vermarktung kaum ausreichend ist. Auch für andere Rennstrecken dürfte es ein wenig lukrativer Kraftakt sein, als Ausweich-Gastgeber einzuspringen. In diesem Fall müsste die Formel 1 zwischen der Reise nach Vietnam und dem Europa-Auftakt im niederländischen Zandvoort vier Wochen pausieren.

Vor der Verlegung des Formel-1-Auftritts in Shanghai hatte die vollelektrische Rennserie Formel E schon ihr Gastspiel im chinesischen Sanya abgesagt, das für den 21. März geplant war. Auch eine Reihe weiterer Sportereignisse wurde wegen des Coronavirus' gestrichen, darunter die Hallen-WM der Leichtathleten in Nanjing, die Weltcup-Skirennen in Yanqing und das internationale Reitturnier in Hongkong. Auch etliche Fußballspiele, etwa der asiatischen Champions League, wurden verlegt.

Wegen der Ausbreitung der Infektionskrankheit zeigten sich auch die Organisatoren von Olympia 2020 in Tokio "ernsthaft besorgt". Die Vorbereitungen für die Sommerspiele und die Paralympics in Japan laufen aber weiter.

Eine Rennabsage in der Formel 1 gab es zuletzt 2011. Damals wurde der Große Preis von Bahrain zum Auftakt der Saison wegen politischer Unruhen in dem Land nicht ausgetragen.

China ist seit 2004 mit dem Shanghai International Circuit Gastgeber der Motorsport-Königsklasse. Für Autobauer und viele als Sponsoren der Rennserie engagierte Unternehmen ist der chinesische Markt von großer Bedeutung. Daher tat sich die Formel 1 schwer mit der Entscheidung über eine Absage des WM-Laufs. Mercedes-Teamchef Toto Wolff hatte gesagt: "Nicht zu fahren, das wäre schade. Wir hatten im vergangenen Jahr volle Tribünen, es war ausverkauft." Ähnlich hatte sich auch Formel-1-Sportchef Ross Brawn geäußert und die Suche nach einem späteren Ausweichtermin angekündigt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: