Krankheiten - Hagen:Isolation und Einsamkeit: Andrang bei Hilfetelefonen in NRW

Corona
Eine Mitarbeiterin der Telefonseelsorge nimmt ein Telefonat an. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hagen (dpa/lnw) - Betreiber von Hilfetelefonen in Nordrhein-Westfalen berichten von deutlich mehr Anrufen in der Corona-Krise. "Was wir jetzt gerade erleben, ist wirklich einmalig", sagt Stefan Schumacher, Leiter der Telefonseelsorge in Hagen. Pausen gebe es für die vielen ehrenamtlichen Telefonseelsorger derzeit kaum. Auf der anderen Seite höre er von seinem Team, dass die Menschen sehr dankbar seien, weil das Reden wirklich helfe.

Elisabeth Hartmann, Leiterin der Essener Telefonseelsorge, beobachtet bei ihrer Arbeit unterschiedliche Motive, zum Hörer zu greifen: "Für die Menschen zwischen 50 und 75 Jahren stehen oft Fragen zu Ängsten rund um die eigene Gesundheit im Mittelpunkt - während Anrufer über 80, aber auch unter 40 Jahren, vor allem das Thema Einsamkeit ansprechen." Laut Bistum Essen gibt es zur Zeit rund 50 Prozent mehr Anrufe als an gewöhnlichen Tagen und in fast jedem zweiten Gespräch geht es um das Virus.

Auch in Recklinghausen gibt es einen Anstieg der hilfesuchenden Menschen. "Corona in all seinen Facetten ist ein großes Thema. Beispielsweise bedeutet für Menschen, die ohnehin Ängste haben und unter Depressionen leiden, diese Situation eine heftige Verstärkung", sagt Gunhild Vestner von der Telefonseelsorge in Recklinghausen im Bistum Münster. Aber auch Personen, die bei der schulischen Unterstützung der Kinder oder dem Homeoffice an ihre Grenzen stoßen, rufen an. "Wir erleben die, die damit Schwierigkeiten haben. Auch das Thema Isolation spielt bei vielen eine Rolle", so Vestner. Rund 100 Ehrenamtliche garantieren in Recklinghausen, dass das Angebot der Telefonseelsorge rund um die Uhr besetzt ist. Aufgrund der aktuellen Nachfrage werde mit einer Doppelbesetzung gearbeitet.

Auch die "Nummer gegen Kummer" aus Wuppertal hat bundesweit vermehrt Beratungsanfragen rund um die Thematik Corona. Es werde oft über Probleme durch den veränderten Alltag von Kinder und Jugendlichen sowie den Wunsch nach gesicherten medizinischen Informationen gesprochen, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit. Sie erwarte weiter zunehmende Anfragen zu Themen wie Zukunftsängste, Einsamkeit, Frust und Konflikten in der Familie.

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