Gastgewerbe - Dresden:Dehoga schlägt Alarm: Situation in der Branche dramatisch

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Klappstühle stehen auf dem Neumarkt vor einem geschlossenen Restaurant. Foto: Sebastian Kahnert/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Dresden (dpa/sn) - "Bleibt zu Hause!", hat ein Dresdner Gastronom an Türen und Fenster seiner beiden Restaurants plakatiert. Im Zuge der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind die meisten Hotels und Lokale in Sachsen seit Tagen geschlossen, vom Sternerestaurant bis zur Dorfkneipe. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga fürchtet um die Existenz vieler dieser Betriebe - wenn nichts passiert. "Wenn jetzt nicht gehandelt wird, bedeutet das für bis zu einem Drittel der Unternehmen das Aus", sagte Geschäftsführer Axel Klein der Deutschen Presse-Agentur in Dresden. Die Unternehmen bräuchten Zuschüsse statt Kredite sowie zinslose Darlehen, um ihre Liquidität zu halten, sowie die Sicherheit, dass sie das von ihnen vorgestreckte Kurzarbeitergeld auch zurückbekommen.

"Wir wollen eine Art Zuschussprogramm für Betriebe über zehn Mitarbeiter und eine Million Umsatz", sagte Klein. Sachsen sei eines der wenigen Länder, die nur Kredite ausgeben, für Betriebe bis zehn Mitarbeiter und eine Million Euro Umsatz. "Diese Lücke muss geschlossen werden." Eine Verschuldung sei in dieser Situation für viele Betriebe mit Blick auf die Zukunft und auch Generationswechsel eine nicht tragbare Belastung.

Beim Kurzarbeitergeld brauche es zumindest einen Abschlag, weil angesichts vieler Anträge absehbar sei, dass die Rückzahlung länger dauere, sagte Klein. Es müsse zudem aufgestockt werden. Für Mitarbeiter in der Branche seien 60 Prozent nicht viel. Und es wäre Zeit für 7 statt 19 Prozent Mehrwertsteuer, wie bei Stehimbissen oder verpacktem Essen. "Das wäre die schnellste und effektivste Lösung, um den Unternehmern unter die Arme zu greifen."

Nach einer aktuellen Umfrage des Verbandes, an der 567 Betriebe im Freistaat teilnahmen, halten fast 84 Prozent der Lokale und Hotels die von Bund und Land angebotenen Liquiditätshilfen und Kreditprogramme für unzureichend, um sicher durch die Krise zu kommen. Über 90 Prozent haben Kurzarbeit, fast ein Viertel musste Mitarbeiter entlassen. Gut zwei Drittel monierten die zu lange Bearbeitungszeit beim Kurzarbeitergeld. Nicht mal die Hälfte hat oder will staatliche Kredite, wobei die komplizierte Antragstellung kritisiert wird.

"Es ist für jeden Betrieb eine Katastrophe", beschrieb Klein die Lage. Auch ein Lieferservice oder Take Away, mit dem sich einige über Wasser zu halten suchen, sei nur ein Notbehelf. "Manche machen noch wenig Umsatz, kostendeckend aber ist das nicht." Der Rückgang auf Null am Saisonbeginn sei "ein sehr harter Schlag" für die Branche, die in den schwachen ersten Monaten des Jahres von den Reserven zehrte. In der Gastronomie gebe es keine großen Rücklagen, schon ein Einnahmeeinbruch von 20 Prozent bedrohe die Existenz. "Die meisten haben viel mehr, manchen steht das Wasser schon bis zum Hals."

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