Ausbildung - Schwerin:Krise bedroht auch Azubis: Grüne fordern bessere Absicherung

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Ein Auszubildender steht mit einem Hammer an einem Schraubstock. Foto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild (Foto: dpa)

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Schwerin (dpa/mv) - Die wachsende Zahl von Anträgen auf Kurzarbeit droht nach Angaben der Grünen in Mecklenburg-Vorpommern auch viele Auszubildende in Bedrängnis zu bringen. Zwar hätten Lehrlinge laut Berufsbildungsgesetz für sechs Wochen Anspruch auf Fortzahlung der vollständigen Ausbildungsvergütung. Doch würden bei länger anhaltender Kurzarbeit danach auch nur noch 60, beziehungsweise 67 Prozent davon gezahlt. In einer am Montag verbreiteten Erklärung fordert die Grüne Jugend daher für alle betroffenen Auszubildenden im Land ein Kurzarbeitergeld von 100 Prozent.

"Die sowieso schon niedrige Ausbildungsvergütung nicht vollständig zu ersetzen, würde viele Auszubildende in eine noch schwierigere finanzielle Situation bringen", warnte die Landessprecherin der Grünen-Parteijugend, Katharina Horn. Sollte die Aufstockung nicht vom Bund gewährleistet werden, stehe das Land Mecklenburg-Vorpommern in der Pflicht, für diese Mittel aufzukommen. Zudem gelte es, bei möglichen Insolvenzen die Ausbildungsplätze zu erhalten und die Auszubildenden finanziell zu unterstützen.

Infolge der Corona-Krise war die Zahl der Kurzarbeit-Anmeldungen in Mecklenburg-Vorpommern drastisch gestiegen. Die Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit ging Ende März von rund 11 500 Unternehmen aus, die Kurzarbeit anmeldeten. Genaue Zahlen gab es zunächst noch nicht. Stimmt die vorläufige Schätzung, dann wäre etwa jedes sechste Unternehmen im Land von Kurzarbeit betroffen. Die bisherigen Anzeigen stammten vor allem aus dem Gastgewerbe, dem Einzelhandel mit Ausnahme des Lebensmittelhandels, der Baubranche und dem Gesundheitswesen, wie es hieß.

Frank Skowronek von der Arbeitsagentur in Schwerin appellierte an die betroffenen Firmen, Kurzarbeit für Auszubildende nur dann anzuwenden, wenn es keine Alternative gebe. Es gelte zudem, die jungen Leute unbedingt zu halten. Denn das Fachkräfteproblem bleibe unabhängig von der jetzigen Situation bestehen. "Fast alle Wirtschaftsbereiche suchen in jedem Jahr händeringend junge Leute für die vielen freien Ausbildungsplätze. Daran wird auch die aktuelle Pandemie nichts ändern", erklärte Skowronek.

Ähnlich hatte sich zuvor auch schon die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Simone Oldenburg, geäußert und die Regierung zum Handeln aufgefordert. "Die lahmgelegte Wirtschaft muss nach der Krise so schnell wie möglich wieder in Fahrt kommen. Deshalb brauchen Ausbildungsbetriebe umgehend Sicherheit, damit sie in der gegenwärtigen Krise bei existenzieller Not Ausbildungsverträge bei verspätetem Abschluss verlängern und auch weiterhin neue Verträge abschließen", betonte sie. Angesichts verschobener Prüfungen und der Zurückhaltung beim Abschluss neuer Ausbildungsverträge sehe sie das Land in der Pflicht, dann Ausbildungsvergütungen vorübergehend zu tragen, wenn dies die Betriebe nicht allein schultern könnten.

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