Berlin:Labbadia gelingt alles: Familie Cunha bekommt Geschenk

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Herthas Trainer Bruno Labbadia steht vor dem Spiel im Stadion. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images Europe/Pool/dpa)

Das Fachgebiet der Gynäkologie gehört bekanntlich nicht zum allgemeinen Wissensspektrum eines Fußball-Trainers. Da Bruno Labbadia bei Hertha BSC derzeit ohnehin...

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Berlin (dpa) - Das Fachgebiet der Gynäkologie gehört bekanntlich nicht zum allgemeinen Wissensspektrum eines Fußball-Trainers. Da Bruno Labbadia bei Hertha BSC derzeit ohnehin alles gelingt, machte sich der neue Coach der Berliner vor dem Derby-Sieg gegen den 1. FC Union auch noch quasi als Geburtshelfer verdient. Eindringlich habe er der hochschwangeren Frau von Matheus Cunha empfohlen, mit der Geburt des ersten Kindes noch bis nach dem Stadtduell zu warten.

„Wir waren seit über einer Woche am Zittern, und ich habe versucht, mit einem Angebot die Frau zu bestechen. Das hat sie gut ausgehalten und ich habe ihr nochmal was versprochen, über das Spiel hinaus still zu halten“, berichtete Labbadia nach dem eindrucksvollen 4:0-Erfolg.

Frau Cunha befolgte die Bitte und so eilte ihr Mann direkt nach seiner Auswechslung am Freitagabend ins Krankenhaus, wo er es noch zur Geburt von Söhnchen Levi schaffte. „Derby gewinnen, ein Tor machen, Vater werden. Es gibt einiges, was er seinem Kind erzählen kann“, sagte Labbadia und versicherte, der jungen Familie natürlich das versprochene Geschenk zu überreichen.

Die rührende Nachwuchsstory ist nicht der einzige Erfolgsbericht, den Labbadia derzeit vorweisen kann. Für die wundersame Wandlung der Berliner vom ersten Fettnapf-Kandidaten der Fußball-Bundesliga zum Gewinner-Team hat der 54-Jährige eine simple Erklärung: „Wir machen viel, aber das Allerwichtigste ist, wir machen das, was wir können.“

Sechs Punkte, 7:0-Tore sind die statistische Bilanz nach der Coronavirus-Pause. Insgesamt 34 Zähler sollten die Abstiegssorgen minimiert haben. Aber Labbadia ist noch vorsichtig: „Wir sind auf der Hut. Wir müssen einiges machen, dass wir klar da raus sind. Die 40 Punkte sollte man haben. Das wäre klasse, wenn wir die schaffen.“

Der Blick könnte für die Hertha sogar Richtung Europacup gehen. Passend zur guten Stimmung wurden am Sonntag bei der virtuellen Mitgliederversammlung - ein Novum in der Bundesliga - von Finanzchef Ingo Schiller trotz Corona-Krise beruhigende Finanzzahlen mit 109 Millionen Euro verfügbarem Kapital vermeldet.

Labbadia grüßte die 1574 digital zugeschalteten Club-Mitglieder. „Wir haben eine komische Zeit“, erklärte er angesichts Auswirkungen der Corona-Pandemie: „Eigenartig, dass ich mich über eine Videobotschaft vorstellen muss. Aber wir versuchen, das Beste daraus zu machen.“

„Was für ein Einstand, für uns sind das ganz wichtige Punkte, um uns vom kritischen Tabellenbereich zu entfernen“, betonte Manager Michael Preetz am Sonntag. Sportlich warten nun aber andere Prüfsteine als der überforderte Lokalrivale Union. Am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) geht es zu RB Leipzig.

Und da kommt auch wieder Jungvater Matheus Cunha ins Spiel. Im Winter wechselte der 20-Jährige für rund 20 Millionen Euro von den Sachsen zur Hertha und überzeugte seither mit vier Toren in sechs Spielen. Auch gegen Union traf der feine Techniker, doch Labbadia meinte, Cunha habe „kein gutes Spiel gemacht“. Der junge Brasilianer habe „nicht das gezeigt, was er in sich hat“.

Die Leistungsdaten des Brasilianers sprechen allerdings für eine enorme Entwicklung seit seinem Wechsel in die Hauptstadt. Seine Torbeteiligungen hat er laut Institut für Spielanalyse mehr als verdreifacht, ebenso nach oben geschnellt von 1,4 auf 4,5 ist seine Anzahl an Torschüssen pro Partie. Labbadia fordert nun noch mehr „Bindung“ zum Spiel.

In Leipzig wird Matheus Cunha wieder im Offensivspiel mit Vedad Ibisevic daran arbeiten können. Der Sturm-Routinier, von Ex-Coach Jürgen Klinsmann schon aufs Altenteil verbannt, ist der große Gewinner des Trainerwechsels. „Ich hab mich körperlich wieder fit gemacht. Dann kam der neue Trainer, der mir eine neue Chance, neue Hoffnung gegeben hat“, sagte der Bosnier.

Labbadia bestätigt die Selbsteinschätzung des 35-Jährigen. „Ein Torjäger verlernt nicht, dass er Tore schießen kann. Er ist einer, der gefüttert werden muss. Als wir kamen, war er in keiner guten Verfassung. In den letzten Wochen hat er gezeigt, dass er unbedingt der Leader vorne sein will“, sagte der Trainer.

Ibisevics Führungstor gab Union den moralischen Punch, an den Treffern von Dodi Lukebakio und Cunha war er auch beteiligt. Als Dedryck Boyata den Endstand markierte und Cunha in den Kreißsaal eilte, genoss Ibisevic den Feierabend auf der Bank.

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