Fußball - Kaiserslautern:Insolvenzantrag des FCK: Hoffnung bei Weltmeister Eckel

3. Liga
Horst Eckel, ehemaliger Spieler und Fußballweltmeister 1954, steht vor auf einem Rasen. Foto: Daniel Karmann/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Kaiserslautern (dpa/lrs) - Nach dem Antrag des 1. FC Kaiserslautern auf Eigeninsolvenz hofft nicht nur Vereinslegende Horst Eckel auf eine Zukunft des Traditionsclubs. Ministerpräsidentin Malu Dreyer sieht darin "eine Chance für den FCK, den Neuanfang mitzugestalten", sagte die SPD-Politikerin am Dienstag. Finanzielle Unterstützung vom Land Rheinland-Pfalz wird es allerdings nicht geben. "Das Land ist dabei außen vor", betonte Dreyer.

Der 88 Jahre alte Eckel äußerte sich zurückhaltend zur Entscheidung des finanziell gebeutelten Fußball-Drittligisten. "Ich bin nicht nah genug am Verein und habe nicht genügend Informationen, um etwas dazu sagen zu können. Ich muss abwarten, wie sich die Dinge für den 1. FC Kaiserslautern entwickeln. Natürlich hoffe und wünsche ich, dass er gut aus der Sache kommt", sagte der letzte noch lebende deutsche Weltmeister von 1954 der "Rheinpfalz" (Dienstag).

Eckel gehörte wie Fritz und Ottmar Walter, Werner Liebrich und Werner Kohlmeyer zu den Lauterern, die 1954 das "Wunder von Bern" schafften. Er war mit dem FCK 1951 und 1953 auch deutscher Meister geworden.

Der Beiratssprecher und frühere WM-Schiedsrichter Markus Merk bemühte in der schwierigen Situation den Mythos vom Betzenberg. "Wir sind in der Nachspielzeit und gerade hier in Kaiserslautern, beim FCK, wissen wir, dass wir das Spiel dann immer gedreht haben", sagte der 58-Jährige in den ARD-"Tagesthemen".

Die Pfälzer haben beim Amtsgericht Kaiserslautern einen Antrag auf Eröffnung des Verfahrens gestellt. Dreyer bezeichnete dies als "schwere, aber richtige Entscheidung des Vorstandes". Den viermaligen deutschen Meister sollen mittlerweile Schulden in Höhe von rund 24 Millionen Euro plagen. Mit einer Planinsolvenz könnte sich der FCK sanieren und den drohenden Absturz in die Bedeutungslosigkeit abwenden.

Sportlich hat der Schritt wegen der derzeitigen Corona-Krise keine Konsequenzen für die Roten Teufel. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den bei einem Insolvenzantrag vorgesehenen Neun-Punkte-Abzug wegen der besonderen Situation ausgesetzt.

"Gegen die Behauptung, wir hätten eine Insolvenz geplant, wehren wir uns energisch. Wir können anhand von Fakten beweisen, dass das bis Mitte März für uns kein Thema war", sagte Merk. "Im ersten Moment trifft mich dieser Schritt aber natürlich schon. Als Kind des Vereins, als Fan, aber auch als Mitglied. Das ist dann schon ein Tiefpunkt. In den vergangenen Wochen ist aber der Gedanke gereift, dass das jetzt der Weg ist, der alternativlos ist, um dem Verein eine positive Zukunft zu geben. Deshalb entwickelt sich dieses Gefühl der Schwere in eine Leichtigkeit."

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende und heutige Trainer der deutschen U21-Auswahl Stefan Kuntz hält die Planinsolvenz für folgerichtig. "Generell ist die Situation in Kaiserslautern nicht so einfach. Das WM-Stadion ist wie ein Klotz am Bein. Und der Standort an sich hat jetzt auch nicht so wahnsinnig viele Sponsoren", sagte er bei "100% Bundesliga - Fußball bei Nitro".

Der frühere rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck sieht mehr Chance als Risiko für den FCK. "Am schönsten wäre, wenn man die Planinsolvenz durch eine Einigung mit den bisherigen Geldgebern beenden könnte und dadurch ein Neuanfang möglich wäre", sagte der Sozialdemokrat der Deutschen Presse-Agentur.

Die neue Geschäftsführung mache einen guten Eindruck und den jetzt handelnden Personen vertraue er, sagte Beck. Deren Vorgehen stehe in "einem ehrlichen Bemühen, dass die Zankereien in der Vergangenheit nicht mehr Maßstab von Handeln sind".

"Ich bin selbst mit 5000 Euro solidarisch beteiligt", sagte der 71-Jährige. Das Geld habe er vor einem Jahr im Rahmen der Fan-Anleihen gegeben und nicht erwartet, es zurückzubekommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: