Terrorismus - Celle:Prozess gegen mutmaßliche Anwerberin von IS-Bräuten beginnt

Celle
Eine Statue der Justitia wird von der Sonne angestrahlt. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Celle (dpa) - Weil sie die Ausreise von Frauen zur Heirat mit IS-Kämpfern organisiert haben soll, muss sich eine mutmaßliche Unterstützerin der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) von Freitag an vor dem Oberlandesgericht Celle verantworten. Die 30-jährige Deutsch-Syrerin soll Teil eines sogenannten "Schwesternnetzwerks" radikalisierter Frauen gewesen sein, das weitere Frauen in Deutschland für den IS gewonnen und in die Aktivitäten der Miliz eingegliedert hat. Die Frau war nach ihrer Abschiebung mit ihren vier minderjährigen Kindern aus der Türkei im Dezember nach der Landung in Frankfurt/Main verhaftet worden. Ihr drohen bis zu zehn Jahre Haft. (Az.: 5 StS 1/20)

Die Angeklagte aus Vechta soll 2014 mit ihrem damaligen Ehemann aus Niedersachsen nach Syrien gereist sein, um sich dem IS anzuschließen und dessen bewaffneten Kampf im syrischen Bürgerkrieg zu unterstützen. Bei ihrer Ausreise soll die Frau vom Netzwerk des mutmaßlichen IS-Deutschlandchefs Abu Walaa unterstützt worden sein, der sich bereits seit 2017 in einem anderen Verfahren in Celle vor Gericht verantworten muss.

Von Frauen war erst kaum die Rede, als die Ausreisewelle junger, radikalisierter Menschen aus Deutschland zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor über fünf Jahren in Gang kam. Oft in Begleitung angehender Kämpfer, brachen aber auch junge Frauen Richtung Syrien und Irak auf. Mit der Rückkehr nach Deutschland stehen auch sie nun häufiger vor Gericht. Denn anders als zunächst dargestellt, haben sie nicht nur den Kämpfern den Haushalt gemacht.

Den ersten Schuldspruch gegen eine IS-Heimkehrerin gab es vor einem Jahr am Oberlandesgericht Stuttgart. Eine damals 32 Jahre alte zum Islam konvertierte Deutsche erhielt wegen Mitgliedschaft im IS fünf Jahre Haft. Sie heiratete einen Kämpfer, lief mit einer Maschinenpistole herum und pries in einem Internetblog das Leben beim IS an. Verurteilungen weiterer Rückkehrerinnen folgten seitdem.

Die verstärkte Rückkehr der nach Syrien ausgereisten Frauen fordert nicht nur die Gerichte, sondern auch die Sozial- und Jugendbehörden. Denn die meisten der Frauen kehren mit Kindern nach Deutschland zurück, die meist Jahre bei der Terrormiliz verbracht haben. Die Kinder der nun angeklagten Frau kamen in die Obhut des Jugendamtes.

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