Geschichte - Osnabrück:Noch keine Entscheidung über Namen für NS-Gedenkstätte

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Blick auf die "Villa Schlikker", in der das Kulturgeschichtliche Museum der Stadt untergebracht ist. Foto: Friso Gentsch/dpa (Foto: dpa)

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Osnabrück (dpa/lni) - Bei der Planung einer Erinnerungsstätte in Osnabrück im Zusammenhang mit dem umstrittenen NS-Funktionär Hans Calmeyer ist noch keine Entscheidung über den Namen gefallen. Diese Frage sei bewusst offengelassen worden und solle erst zum Schluss der konzeptionellen Arbeit beantwortet werden, sagte am Montag der Osnabrücker Kulturdezernent Wolfgang Beckermann (parteilos) nach einer Sitzung des Beirats.

Die Stadt will in der "Villa Schlikker", der früheren örtlichen NSDAP-Zentrale, das Wirken des NS-Funktionärs Hans Calmeyer kritisch würdigen. Der Jurist Calmeyer (1903-1972) war in der deutschen Besatzungsregierung in den Niederlanden beschäftigt.

Er soll in mindestens 2500 Fällen sogenannte Arier-Gutachten akzeptiert und damit Menschen vor der Deportation bewahrt haben. Auf der anderen Seite hatte er mindestens 1500 Anfragen abgelehnt, was einem Todesurteil gleichkam. Calmeyer war 1992 für seine Verdienste von der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel ausgezeichnet worden.

Der geplante Name "Hans-Calmeyer-Haus" hat inzwischen für Diskussionen gesorgt. Kritiker aus den Niederlanden hatten deswegen zuletzt einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel geschrieben.

Vertreter dieser Initiative waren am Montag ebenfalls in Osnabrück und brachten ihre Argumente im Beirat vor. Vor allem in den Niederlanden stoße das Projekt auf große Aufmerksamkeit, sagte Beckermann. Gerade deshalb wolle die Stadt die Sorgen und Anmerkungen aus dem Nachbarland besonders berücksichtigen.

Bei der inhaltlichen Arbeit gebe es noch wissenschaftlichen Forschungsbedarf, sagte Beiratsvorsitzender Alfons Kenkmann. Im kommenden Jahr solle es ein wissenschaftliches Symposium zu dem Thema geben. In der Ausstellung solle der Osnabrücker Calmeyer in seiner ganzen Ambivalenz exponiert dargestellt werden.

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