Gesundheit - Mainz:Genitalbeschneidung bei 171 Frauen und Mädchen festgestellt

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Mainz (dpa/lrs) - Bei 171 Mädchen und Frauen in Rheinland-Pfalz ist im vergangenen Jahr nach Angaben des Frauenministeriums eine Genitalbeschneidung während einer ambulanten ärztlichen Behandlung festgestellt worden. Die Betroffenen seien zum Zeitpunkt der Diagnose in einem Alter von 5 bis 87 Jahren gewesen, erklärte das Ministerium in einer Antwort auf eine Große Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag. Es sei nicht bekannt, ob die Frauen gerade wegen der Genitalbeschneidung oder aus einem anderen Grund zum Arzt gingen. Die Praxis ist in Ländern in Afrika, im Nahen Osten und etwa in Indonesien in Asien verbreitet - teilweise trotz Verbots.

Unterstützung für Betroffene leisten etwa Hebammen, die Universitätsmedizin Mainz oder Vereine und Initiativen. Die Familien seien häufig kulturellem Druck ausgesetzt, erklärte Nurhayat Canpolat vom Psychosozialen Zentrum für Flucht und Trauma beim Caritasverband Mainz der Deutschen Presse-Agentur. Für sie sei es gut zu wissen, dass Genitalbeschneidung in Deutschland strafbar ist. Canpolat appellierte vor allem an Fachkräfte sowie Kinderärztinnen und Ärzte, sich nicht zu scheuen, die Kinder dahingehend zu untersuchen und das Thema anzusprechen.

Täter können in Deutschland auch belangt werden, wenn die Tat im Ausland stattgefunden hat. Zudem besteht die Möglichkeit des Passentzugs, wenn eine Person eine weibliche Beschneidung im Ausland plant. In der polizeilichen Kriminalstatistik sind für Rheinland-Pfalz dem Frauenministerium zufolge bisher keine derartigen Fälle aufgeführt.

Wie viele Frauen und Mädchen in Rheinland-Pfalz leben, die von Genitalverstümmelung betroffen sind, konnte das Ministerium nicht sagen. Wie hoch die Dunkelziffer sei, lasse sich nicht schätzen, erklärte Canpolat. In Deutschland leben nach Angaben von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) auf Basis geschätzter Hochrechnungen rund 68 000 Frauen und Mädchen, die beschnitten wurden. Die meisten betroffenen Frauen stammten aus Eritrea, Somalia, Indonesien, Ägypten und Nigeria. Schätzungsweise bis zu 15 000 minderjährige Mädchen seien zusätzlich in Deutschland von weiblicher Genitalverstümmelung bedroht.

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