Schiffbau - Flensburg:Neues RoRo-Schiff bei der Flensburger Werft auf Kiel gelegt

Deutschland
Simone Lange (SPD) spricht während eines Pressetermins in der Flensburger Werft. Foto: Frank Molter/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Flensburg (dpa/lno) - Bei der angeschlagenen Flensburger Schiffbau- Gesellschaft (FSG) hat es am Mittwoch die erste Kiellegung seit langem gegeben. Im Beisein von FSG-Geschäftsführer Philipp Maracke, dem Betriebsratsvorsitzenden Thomas Jansen sowie Oberbürgermeisterin Simone Lange wurde das mehr als 50 Tonnen schwere Rumpfsegment des Neubaus Nummer 782 per Kran auf die Pallung, eine Tragevorrichtung, gesenkt.

Das 210 Meter lange Schiff soll im April 2022 fertiggestellt werden. Es ist von der IVP Ship Invest, einem Unternehmen des Tennor-Gründers Lars Windhorst, bestellt worden. Zusätzlich hat IVP Ship Invest den Werft-Angaben zufolge eine Option für ein zweites Schiff platziert. Der Auftrag inklusive der Option hat ein Gesamtvolumen von 140 Millionen Euro.

Die Kiellegung sei im Schiffbau immer ein Meilenstein, sagte Maracke. Diese habe jedoch für die FSG eine ganz besondere Bedeutung: "Es ist die erste Kiellegung nach der wirtschaftlich schwierigen, herausfordernden und Werft verändernden Phase." Viele hätten im Sommer Zweifel gehabt, ob es 2020 noch eine Kiellegung geben werde.

Maracke ist seit Anfang November Geschäftsführer bei der FSG. Sein vordringlichstes Ziel sei gewesen, dass die Werft wieder in Arbeit komme, sagte er. Er glaube, dass das Signal in den Markt, dass hier wieder ein Schiff gebaut wird, angekommen sei. Die FSG bekomme nun Anfragen für Neubauten, die sie sonst eher nicht bekommen hätte. Mit zwei potenziellen Kunden sei man in sehr fortgeschrittenen Gesprächen, sagte Maracke. "Ich habe eine gewisse Zuversicht, dass wir da im ersten Quartal des kommenden Jahres vermelden können, dass es einen weiteren Auftrag gibt."

Für die Zukunft will Maracke sich besonders um den Marineschiffbau bemühen und Schiffe mit fortschrittlicher, grüner Technologie herstellen. "Wir wollen einen Schritt voraus sein den anderen Schiffbauern in der Welt, was technisches Vermögen angeht."

Anfang September war die neue FSG unter der Regie der Tennor Holding des Investors Windhorst an den Start gegangen - mit leeren Auftragsbüchern. Die seit Jahren angeschlagene Werft war bereits 2019 von Tennor zum ersten Mal übernommen worden. Durch den nochmaligen Erwerb konnte die Werft ohne die bisherigen Schulden neu beginnen. Rund 350 der bisher 650 Beschäftigen behielten ihren Arbeitsplatz, die überwiegende Zahl von ihnen musste jedoch in Kurzarbeit. Auch der aktuelle Auftrag ermöglicht es nach Angaben Marackes noch nicht, alle Mitarbeiter aus der Kurzarbeit herauszuholen.

Für die alte FSG wurde am 1. August das Insolvenzverfahren am Flensburger Amtsgericht eröffnet. Für die übrigen rund 300 Mitarbeiter, die nicht übernommen wurden, wurde eine Transfergesellschaft eingerichtet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: