Bildung - Schwerin:Forderung nach Lern-Umfrage: Verfügbare Kräfte an Schulen

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Schwerin (dpa/mv) - Eine Online-Umfrage unter mehreren Tausend Lehrern, Eltern und Schülern in Mecklenburg-Vorpommern hat den Organisatoren zufolge große Probleme beim Distanzlernen offenbart. Viele Eltern äußerten Angst um die Zukunft ihrer Kinder, sagte der Vorsitzende des Landeselternrates, Kay Czerwinski, bei der Vorstellung der Ergebnisse am Mittwoch.

Es gebe wenig Video-Unterricht und gerade Eltern von Grund- und Förderschülern seien oft überfordert. Eine Mutter habe berichtet, dass ihr Kind nach dem Lockdown in der ersten Klasse jetzt in der zweiten Klasse sei, die Schule erneut zu Hause stattfinde und ihr Kind immer noch nicht schreiben könne.

Die Umfrage von Landeseltern- und Landesschülerrat sowie Lehrergewerkschaft GEW ist nicht repräsentativ. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl von fast 13 000 Eltern, gut 9000 Schülern und 1262 Lehrern könne aber davon ausgegangen werden, dass ein glaubhaftes Meinungsbild zur Schule in Zeiten der Pandemie im Land entstanden sei, erklärten die drei Verbände.

Für das zweite Schulhalbjahr fordern sie eine Kraftanstrengung des Landes, um das Versäumte so gut es geht nachzuholen. Die Lernunterstützung müsse landesweit verstärkt werden, insbesondere für Schüler mit Problemen beim Lernen. Czerwinski schlug dazu vor, Lehramtsstudenten höherer Semester und Kräfte von privaten Nachhilfe-Anbietern massiv an die Schulen zu bringen, um Klassen zu teilen und in kleinen Gruppen den Stoff aufzuholen, ohne den Druck zu verstärken. Wer jetzt eine Klasse aufgrund von Corona wiederhole, dem dürfe das nicht auf die Schullaufbahn angerechnet werden und zum Nachteil gereichen.

Der Landesschülerrat beklagte psychische Folgen für die Kinder und Jugendlichen durch das wochenlange Lernen allein zu Hause. "Schülerinnen und Schüler haben keinen geregelten Tagesablauf. Zwischendurch finden bei vielen unregelmäßig Konferenzen statt, die Aufgaben fliegen uns nur so um die Ohren", berichtete Schülervertreter Anton Fischer. "Wir kommen nicht in die Gänge und bleiben auf der Stelle stehen."

Aus Sicht der Schüler werde der psychische Zustand zu sehr vernachlässigt. Es sei ein deutlicher Anstieg der Überlastung aller Schulakteure zu beobachten. "Dass wir nicht wissen, wann wir wieder in die Schule dürfen, stresst uns mehr, als die Abschlussprüfungen selbst", konstatierte Fischer. Eine Forderung der drei Verbände lautet, umgehend einen klaren Fahrplan für die Zeit nach den Winterferien aufzustellen und schnellstmöglich die Schulen für den Wechselunterricht zu öffnen. Ein Schwerpunkt müsse auf das soziale Miteinander gelegt werden.

Der Landesvorsitzende der GEW, Maik Walm, forderte die Landesregierung auf, rasch an mehreren Stellschrauben zu drehen. Wichtig seien zum Beispiel verpflichtende Videokonferenzen im Fernunterricht. Die hohe Arbeitsbelastung der Pädagogen müsse anerkannt und gesenkt werden. Es komme vor, dass Eltern am Sonntagmorgen bei der Lehrerin anriefen und fragten, wie eine Aufgabe zu verstehen sei. Das sei nachvollziehbar. Für die Lehrer sei es aber enorm anstrengend, quasi sieben Tage in der Woche zur Vefügung zu stehen.

Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Marc Reinhardt, sagte, bei vielen Familien sei mittlerweile die Belastungsgrenze überstiegen. Er forderte einen digitalen Runden Tisch für die Auswertung der Ergebnisse. Der familienpolitische Sprecher der Regierungsfraktion, Daniel Peters, forderte ein verpflichtendes Mindestmaß an Digitalunterricht für jeden Schüler. Schülerinnen und Schüler seien auf Interaktionen mit ihren Lehrkräften angewiesen. Er empfahl zudem dem Land, dem Beispiel der Gemeinde Dummerstorf bei Rostock zu folgen und Familien einen einmaligen finanziellen Ausgleich für Materialkosten zu gewähren.

Die Linke forderte die schrittweise Rückkehr der Schüler nach den Winterferien an die Schulen. "Das Bildungsministerium hat umgehend einen Plan vorzulegen, wie dieser Weg beschritten werden soll, wie entstandene Nachteile ausgeglichen werden sollen, wie fehlende Unterrichtsinhalte nachgeholt und vermittelt werden sollen", verlangte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg.

Auch die AfD im Landtag verlangte eine schnellstmögliche Rückkehr zum Präsenzunterricht - Hygienemaßnahmen vorausgesetzt. Das Bildungsministerium hatte am Dienstag erklärt, nach der Kanzlerschalte der Ministerpräsidenten am 14. Februar die weiteren Schritte festlegen zu wollen.

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landatgsraktion, Andreas Butzki, betonte, das von seiner Partei geführte Bildungsministerium unterstütze bereits an vielen Stellen. So ständen im Nachtragshaushalt zusätzlich rund 68 Millionen Euro für die Digitalisierung der Schulen bereit. Es würden vermehrt Weiterbildungen zum Distanzunterricht für Lehrer angeboten. Eine Handreichung für den onlinegestützten Unterricht stehe allen Lehrkräften auf dem Bildungsserver zur Verfügung.

© dpa-infocom, dpa:210202-99-268793/5

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