Prozesse - Hamburg:Prozess um Mord an jungem Brasilianer kurz vor Abschluss

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Eine Statue der Justitia hält eine Waage in ihrer Hand. Foto: picture alliance / Peter Steffen/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Der Prozess um den Mord an einem jungen Brasilianer in Hamburg geht in die Schlussphase. Am Donnerstag wollen Staatsanwaltschaft und Nebenklagevertreter ihre Plädoyers vor dem Landgericht halten, am 16. März ist nach bisheriger Planung die Verteidigung dran - allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Urteil könnte nach Angaben des Gerichts voraussichtlich am 18. März fallen. Eine Sachverständige sah keine wesentlichen Einschränkung der Schuldfähigkeit des Angeklagten.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll der 46-Jährige dem 28-Jährigen nach einer Geburtstagsparty im September 2019 ein Getränk mit einer potenziell tödlichen Dosis einer Ecstasy-Amphetamin-Mischung verabreicht haben, um ihn zu betäuben. Doch bei der versuchten sexuellen Nötigung im Schlafzimmer habe sich der Mann noch wehren können und geschrien. Aus Furcht vor Entdeckung habe der Angeklagte mit Gewalt reagiert.

Der 28-Jährige starb laut Anklage kurze Zeit später - entweder an einer Drogen-Überdosis oder körperlicher Gewalt. Mehrere Menschen meldeten ihn Ende September als vermisst. Doch erst vier Monate später fanden die Ermittler die stark verweste Leiche in der Wohnung des Angeklagten. Sie lag im Gästezimmer unter einer Matratze, war mit Sand bedeckt und mit Säcken umhüllt.

Der Prozess hatte im Juli 2019 begonnen. An einem der ersten Verhandlungstage ließ der Angeklagte mit italienischer und französischer Staatsbürgerschaft eine Erklärung verlesen. In seiner damals geschilderten Version der Tatnacht war er das Opfer. Nicht er habe den 28-Jährigen sexuell bedrängt - es sei umgekehrt gewesen. Es sei zu einem Handgemenge gekommen. Irgendwann sei der junge Mann schlagartig ruhiger geworden und auf dem Bett eingeschlafen. Am nächsten Morgen sei er tot gewesen. "Sein Gesicht war blau angelaufen", erklärte der Angeklagte. Der 46-Jährige lebt seit 2015 in Deutschland und hat in der Zeit keine Vorstrafen erhalten. Er arbeitete in der Alten- und Krankenpflege.

In dem Prozess muss sich der Mann noch wegen eines weiteren Falls verantworten. In der Nacht zum 14. Juli 2018 soll er bei einer Open-Air-Party einem anderen Mann ein Getränk mit K.o.-Tropfen gegeben haben, den Bewusstlosen vergewaltigt und davon Fotos und Videos gemacht haben. Später habe er versucht, sein Opfer zu erpressen. Zu diesem Vorwurf machte der Angeklagte in dem Verfahren keine Angaben. Dieses Opfer hatte in dem Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt. Das sei auch der Grund, warum die Öffentlichkeit nicht bei den Plädoyers dabei sein dürfe, erklärte der Gerichtssprecher.

© dpa-infocom, dpa:210222-99-538215/2

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