Schulen - Berlin:Kontaktverfolgung an Schulen und Kitas hört auf

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Ein Abstrich für das Testverfahren auf das Coronavirus. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Berlin (dpa) - In Berlin gibt es in der Pandemie einen Strategiewechsel an Kitas und Schulen: Die Gesundheitsämter wollen künftig nur noch Kinder und Jugendliche mit einem positiven PCR-Test in eine 14-tägige Quarantäne schicken. Kontaktpersonen außerhalb der engsten Familie würden nicht mehr ermittelt, heißt es in einer Stellungnahme der Amtsärzte. Die neue Regelung gelte für alle Bezirke. Eine Maskenpflicht an Schulen soll aber weiter gelten.

Mit der neuen Strategie sind künftig nur noch ungeimpfte Eltern und Geschwister von der 14-tägigen Quarantäne mitbetroffen. Für Sitznachbarn in der Schule gilt das dann zum Beispiel nicht mehr.

Die Änderung komme von Seiten der Amtsärzte und beruhe auf deren fachlicher Expertise, sagte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Freitag. "Das ist eine Erleichterung für die Schulen, eine Arbeitserleichterung, definitiv." Es sei schon aufwendig gewesen, beim Bekanntwerden von Coronafällen die Kontakte in der Schule nachzuvollziehen, beispielsweise anhand von Sitzplänen. Die Schulen hätten das sehr sorgfältig gemacht. Dieser Aufwand falle durch die neue Regelung weg.

Es sei aber auch eine Erleichterung für die Eltern, wenn künftig nur ein Kind in Quarantäne gehe und nicht eine ganze Klasse oder eine Teilklasse. "Das sind ja 14 Tage teilweise, und das ist eine Belastung für die Eltern, wenn die dann zu Hause sein müssen."

Mit dieser neuen Regelung werde Berliner Familien eine Rückkehr zur Normalität in Kitas und Schulen ermöglicht, teilte Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke am Freitag mit: "Wer krank ist, bleibt zu Hause. Alle anderen können lernen, spielen und arbeiten gehen."

Dass die Inzidenzen vor allem durch die regelmäßigen Tests in Schulen und Kitas weiter hoch blieben, sei logisch, argumentieren die Amtsärzte. Entscheidend sei aber das Risiko, nach einer Ansteckung schwer an Covid-19 zu erkranken oder zu sterben. Dieses Risiko sei bei Kindern sehr gering. Es gelte nun, mit dem Virus zu leben - auch mit Blick auf die soziale und seelische Kindergesundheit. Der Schaden durch Quarantäne bei Kontaktpersonen habe sich als sozialmedizinisch relevant gezeigt. Die neue Strategie ergebe sich aus der Nutzen-Risiko-Bewertung für Kinder und Schüler.

Kinder bis 12 Jahre könnten in absehbarer Zeit nicht geimpft werden, argumentiert Neuköllns Stadtrat Liecke. Daher sei auch bei Aufrechterhaltung der Eindämmungsstrategie davon auszugehen, dass sie infiziert würden - aber eben nur sehr selten erkrankten. Eine relevante Weiterverbreitung des Virus in der Bevölkerung durch Kinder sei aufgrund ihrer geringen Infektiösität auch nicht zu erwarten. Außerdem gebe es nun für alle ab 12 Jahren die Möglichkeit eines Impfschutzes.

Neuköllns Amtsarzt Nicolai Savaskan bedauerte nur, dass es keine vereinfachten Testverfahren an Kitas und Schulen geben soll. Theoretisch könne aus dem Material eines positiven Schnelltests bereits ein PCR-Test generiert werden, sagt er. Das hätte Eltern den Weg mit ihrem Kind zum PCR-Test erspart - bei gleichbleibenden Kosten.

© dpa-infocom, dpa:210827-99-991344/5

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