Energie - Schwerin:Studie: Vollversorgung mit Erneuerbaren bis 2035 möglich

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Schwerin (dpa/mv) - Eine von den Landesgrünen unterstützte Studie von Wissenschaftlern aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen hält eine vollständige Abdeckung des Gesamtenergieverbrauchs des Landes mit Strom aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2035 für möglich. Hierzu müsse vor allem die Landwirtschaft Flächen für die Energieerzeugung abgeben, sagte Hannes Damm, Physiker am Max-Planck-Institut in Greifswald, bei der Präsentation der Ergebnisse am Donnerstag in Schwerin.

Er ist zudem der energiepolitische Sprecher der Grünen Mecklenburg-Vorpommern und hatte die Untersuchung gemeinsam mit zwei Kollegen in seiner Freizeit durchgeführt. Um das Ziel bis 2035 zu erreichen müsste die Geschwindigkeit des Ausbaus der Erneuerbaren im Vergleich zum Zeitraum zwischen 2010 und 2015 verdoppelt werden, hieß es weiter. Das größte Ausbaupotenzial sieht die Studie im Bereich der Photovoltaik und bei solarthermischen Anlagen auf Dächern. Doch um ganzjährig Energie bereitstellen zu können, gebe es auch den Bedarf an Speichermöglichkeiten. Batteriespeicher könnten hier nur Tagesschwankungen ausgleichen, für einen saisonalen Ausgleich solle man laut Damm auf Wasserstoffspeicher setzen.

Um die Ziele zu erreichen sei Damms Angaben zufolge auch eine Einsparung beim Verbrauch von 49 Prozent nötig. Aktuell werde noch ein zu großer Teil des Primärenergieverbrauchs durch fossile Energieträger gedeckt, er verwies hier vor allem auf Verkehr und Heizen. Die Studie setzt hierbei viel Hoffnung in die Elektromobilität, Elektromotoren könnten demnach mit ihrer hohen Effizienz im Vergleich zu Verbrennungsmotoren sehr stark zu den Einsparungen beitragen.

Aus Sicht der Grünen - die die Vorstellung der Studie organisatorisch und kommunikativ unterstützt hatten - könnte eine Investition in die Erneuerbaren sich auch finanziell für das Land lohnen. Europaparlamentarier Niklas Nienaß sieht das Potenzial für 50.000 neue Jobs im Land, die Steuereinnahmen für die Landesregierung aus dem Bereich könnten zudem auf bis zu 2,5 Milliarden Euro steigen.

Doch dafür seien laut der Studie Investitionen von fast 330 Milliarden Euro nötig, wovon jedoch über 260 Milliarden Euro aus der Privatwirtschaft kommen sollen. Nienaß regte zudem an, bestehende Fördertöpfe der Europäischen Union zu nutzen um das Ziel zu erreichen. Trotz der hohen Investitionskosten rechnen die Grünen nicht mit einer stärkeren Belastung der Bürger. Sie verwiesen dabei auf die stark gesunkenen Preise für Strom aus Erneuerbaren Energien auf den Strommärkten, hier seien die fossilen Energieträger bereits unterboten worden.

Doch ob ein Ausbau der grünen Energie tatsächlich - politisch wie wirtschaftlich - derart beschleunigt werden kann, bleibt offen. Was den stockenden Ausbau der Windkraft an Land angeht, sieht der Spitzenkandidat der Grünen bei der Landtagswahl Harald Terpe drei Problemfelder: Ein Bremsverhalten der Bundesgesetzgebung bei den Abstandsregeln, politische Probleme wegen fehlender Stromnetze und Anwohnerbeschwerden.

© dpa-infocom, dpa:210916-99-243711/3

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