Demonstrationen - Bautzen:Ausschreitungen bei Corona-Demo: Auch Gegenproteste

Bautzen
Eine Person wirft bei einer Demo gegen Corona-Maßnahmen in Bautzen eine Leuchtfackel. Foto: B&s/Bernd März/B&S/Bernd März/dpa (Foto: dpa)

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Leipzig/Bautzen (dpa) - Drei Polizisten sind bei Ausschreitungen während einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen in Bautzen verletzt worden. Nach Angaben der Polizei bewarfen Teilnehmer die Beamten am Montagabend mit Pflastersteinen und Flaschen. Gleich zu Beginn, als die Polizei versuchte, das Losmarschieren zu verhindern, habe sich die Gewalt entladen. Insgesamt seien rund 600 Menschen durch die Stadt gezogen. Unter ihnen seien rund 150 bis 200 gewaltbereite Hooligans und Menschen aus dem rechten Milieu gewesen. Einsatzkräfte mussten später "einfache körperliche Gewalt" und Pfefferspray einsetzen, weil drei Teilnehmer die Polizeikette durchbrechen wollten und die Beamten angriffen. Dabei erlitt ein Demonstrant einen asthmatischen Anfall.

Insgesamt kamen in den Landkreisen Bautzen und Görlitz rund 6500 Menschen zusammen, wie die Polizei in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Dabei waren nicht alle Versammlungen angemeldet. In Hoyerswerda versammelten sich rund 300 Personen. Sechs Demonstranten erhielten eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeiten.

Auch in Freiberg kam es nach Polizeiangaben zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Dort hätten sich nach ersten Schätzungen etwa 700 Menschen versammelt, die immer wieder der Polizei ausgewichen seien, sagte ein Sprecher. Als die Beamten an einem Ort eine Sperre mit Fahrzeugen bildeten, habe es einen Durchbruch von etwa 100 Personen gegeben. Dabei sei ein Polizeifahrzeug beschädigt worden, der Verursacher sei in Gewahrsam gekommen. Es sei "gesteigertes Gewaltpotential" zu erkennen, sagte der Sprecher. Beamte seien nicht zu Schaden gekommen.

In Dresden wurde nach Polizeiangaben ein Schweizer Journalist am Rande des Geschehens an der Bundesstraße 6 Richtung Bautzen von Unbekannten geschlagen. Dort habe es eine Protestaktion mit etwa 300 Menschen gegeben. In Lichtenstein, wo in der Vorwoche mehr als ein Dutzend Polizisten verletzt worden waren, kam es am Montag nach Polizeiangaben zu keiner größeren Ansammlung.

In mehreren Städten formierte sich auch Gegenprotest. In der Leipziger Innenstadt versammelten sich nach Polizeiangaben rund 300 Menschen auf dem Augustusplatz, auf dem sich in den vergangenen Wochen stets die Gegner der Corona-Politik getroffen hatten. Dort sei auch eine kleine Gruppe an Maßnahmen-Gegnern vor Ort gewesen und es habe "kleine Emotionen" gegeben, sagte ein Sprecher. Grundsätzlich sei es aber friedlich geblieben.

Im Leipziger Landkreis und im Landkreis Nordsachsen zählte die Polizei rund 5500 Leute, die in verschiedenen Städten wie Eilenburg, Wurzen oder Torgau zu Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen zusammenkamen. Nach Angaben der Polizei gingen insgesamt sieben Strafanzeigen raus. Dabei handelte es sich unter anderem um Körperverletzung oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. In Grimma stellten die Beamten eine Person fest, die einen Davidstern mit der Aufschrift "ungeimpft" trug. Gegen den Menschen wurde ein beschleunigtes Verfahren wegen Volksverhetzung eingeleitet.

In Dresden trafen nach Polizeiangaben im Bereich der Leipziger Straße 150 Maßnahmen-Gegner auf rund 70 Gegendemonstranten. Hier habe die Polizei eine Auseinandersetzung verhindert, sagte ein Sprecher. Auch in Zwickau seien Teilnehmer einer unzulässigen Versammlung auf eine spontane Gegendemonstration gestoßen, teilte die Polizei mit. Dort habe es einen verbalen Schlagabtausch gegeben. Zum Schutz der Gegendemonstranten sei eine Polizeikette gezogen worden.

Landesweit berichtete die Polizei an etlichen weiteren Orten von Protesten gegen die Corona-Maßnahmen. In Dresden habe es mehrere Demonstrationen mit jeweils über 100 Teilnehmern gegeben. Auch in Pirna, Görlitz und Chemnitz hätten sich größere Ansammlungen mit jeweils mehr als hundert Personen gebildet. In Radebeul hätten sich 1100 Menschen versammelt. Die Polizei habe an mehreren Orten Personalien festgestellt.

Laut sächsischer Corona-Notfallverordnung sind derzeit nur ortsfeste Versammlungen mit maximal zehn Teilnehmern erlaubt.

© dpa-infocom, dpa:220110-99-660835/4

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