Geschichte - Mainz:Atlas zur Weinkultur in Rheinland-Pfalz gestartet

Agrar
Die Südseite des Deutschen Weintors in Schweigen-Rechtenbach. Foto: picture alliance/Uwe Anspach/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Mainz (dpa/lrs) - Mit dem Finger auf der Landkarte Geschichte und Geschichten rund um den Wein entdecken - dazu lädt ein digitaler Atlas zur Weinkultur in Rheinland-Pfalz ein, der gemeinsam von Weinbauexperten und Historikern entwickelt wurde. Das Web-Angebot gibt Auskunft zur Weinerzeugung in den sechs Anbaugebieten des Bundeslands, aus denen mehr als 65 Prozent der deutschen Weine kommen.

Die Karte von Rheinland-Pfalz enthält zahlreiche Bezugspunkte zur Weinkultur wie archäologische Funde aus der Römerzeit, Kulturdenkmäler und Kirchen, das älteste Weingut aus dem 7. Jahrhundert im pfälzischen Mußbach oder geologische Besonderheiten wie die Moselschleife bei Kröv. Ein Klick auf einen einzelnen Punkt - leider zeigt der Mauszeiger dabei nicht den Ortsnamen an - öffnet erst ein kleines Fenster, dann eine Webseite mit Fotos und Informationen.

Ein Punkt bei Bingen informiert etwa über den Rupertsberg als Wirkungsstätte der mittelalterlichen Nonne Hildegard von Bingen, die Wein besonders als Heilmittel empfahl - gegen Husten hilft laut Hildegard ein mit Kräutern versetzter Wein. Ebenso mahnte sie aber auch, nicht zu viel Wein zu trinken - damit nicht "der ganze Verstand und Sinn dieses Menschen verwirrt wird".

Wie deutscher Wein von den Nazis instrumentalisiert wurde, zeigt das Deutsche Weintor in der Südpfalz. Die dort beginnende "Deutsche Weinstraße" sollte als zentrale Propaganda- und Vermarktungsplattform für die Pfalz und deren Wein dienen.

Erstellt wurde das Internet-Angebot vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz und dem Deutschen Weinbaumuseum in Oppenheim. Dort wird der Atlas nach der Wiedereröffnung im April auch als interaktive Installation zu erleben sein.

"Wir haben große Pläne", sagt Projektleiter Simeon Guthier vom Institut für Geschichtliche Landeskunde. Denkbar sei auch die Erweiterung über Rheinland-Pfalz hinaus. "Wir fragen nach spannenden Themen in der Weinbaugeschichte und schauen dann, wo diese Themen geografisch verortet werden können."

Die Weinkultur in Deutschland wurde im vergangenen Jahr in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das Expertenkomitee der Deutschen Unesco-Kommission würdigte sie als "offene, lebendige und wandlungsfähige Tradition, die gesellschaftlich stark verankert ist". Weinkultur umfasse soziale, handwerkliche, kulturlandschaftliche und sprachliche Aspekte sowie zahlreiche Feste und Bräuche.

© dpa-infocom, dpa:220205-99-985452/2

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