Neustrelitz:Von Mirow nach Windsor: Opern-Uraufführung zu Königin

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Sophie Charlotte (Yvonne Friedli) und König George III (Ryszard Kalus) stehen auf der Bühne. (Foto: Jörg Metzner/Landestheater Neustrelitz/dpa/Archivbild)

Sie ist als ehemalige Königin in Windsor bei London begraben, nach ihr sind Städte in Amerika benannt – und nun erinnert eine Oper an Königin Charlotte von...

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Neustrelitz/London (dpa/mv) – Sie ist als ehemalige Königin in Windsor bei London begraben, nach ihr sind Städte in Amerika benannt – und nun erinnert eine Oper an Königin Charlotte von Großbritannien und Irland (1744-1818). Am Theater in Neustrelitz (Mecklenburgische Seenplatte) erlebte die Oper „Sophie Charlotte“ am Samstagabend ihre Uraufführung. Mit minutenlangem Applaus und Bravo-Rufen feierte das Publikum im ausverkauften Großen Haus den Komponisten Torsten Harder, das gesamte Ensemble und die Musiker. Die Ururgroßmutter der heutigen Königin Elizabeth stammte aus Mirow bei Neustrelitz und war als 17-Jährige nach London gegangen, wo sie 1761 König Georg III. heiratete.

In seinem Werk hat der 57-jährige Harder ein Thema aufgegriffen, das bis heute aktuell ist: Den Gegensatz zwischen dem geselligen Leben junger Frauen vor ihrer Hochzeit und das Leben unter den vielen Zwängen eines königlichen Lebens bei Hofe. Parallelen dazu finden sich bis heute am englischen Königshaus und bei den „Schönen und Reichen“, wie es Harder nennt. Die Wesensveränderung dieser jungen Frau aufgrund ihrer Entscheidung, nach England zu gehen, sei für ihn der Antrieb zu der Oper gewesen. Sie hatte dies fast 20 Jahre später in einem Brief an ihren Bruder Carl von Mecklenburg-Strelitz geschrieben, der sie besuchen sollte. Ihrer Ehe entsprangen 13 Kinder.  

Besonders gefeiert wurde bei der Uraufführung Sängerin Yvonne Friedli, die Sophie Charlotte verkörpert. Diese muss als Königin am Ende auch die Krankheit ihres Gatten überstehen, der sie zeitweise nicht einmal mehr erkennt. Der britische König Georg III. (1738-1820) wird von Schauspieler und Sänger Ryszard Kalus verkörpert. Eine Rolle, die Kalus vom jungen und Liebe suchenden Mann und späteren Herrscher bis zum kranken König, der seine Angehörigen nicht mehr wiedererkennt, erfolgreich meistert. Das zeigte begeisterter Applaus.

Die Inszenierung des Auftragswerks der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz stammt vom Intendanten des Hauses, Sven Müller. „Ist der Sinn unseres Lebens fremdbestimmt durch unser „Schicksal“ oder selbstbestimmt durch innere Kraft?, nennt Müller eine der Fragen, die sich aus der Oper ergibt. Und was bedeuten soziale Verwurzelung und soziale Entwurzelung?

Das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz bestand von 1701 bis 1918, die Familie hat bis heute Verbindungen in viele Königshäuser. Das Schloss in Mirow, in dem Sophie Charlotte aufwuchs, ist heute saniert und erinnert an mehrere junge Frauen aus dem Hause Mecklenburg-Strelitz, darunter auch an eine Preußenkönigin. Mirow hat auch schon ein Botschafter Englands besucht, um die Wurzeln der Ex-Königin zu sehen. Für die Residenzstadt Neustrelitz hat Königin Charlotte zudem eine weitere  Bedeutung: Die Paradiesvogelblume, die englische Botaniker aus Südafrika nach Europa brachten, wurde ihr zu Ehren damals als Strelitz benannt. 

© dpa-infocom, dpa:220403-99-776763/3

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