Immobilien:Vieles spricht für Permakultur im Hausgarten

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Mit Permakultur wird ein Garten möglichst nachhaltig gestaltet - also ökologisch, sozial und wirtschaftlich zukunftsfähig. Foto: Christin Klose/dpa-tmn/Illustration (Foto: dpa)

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Bischbrunn (dpa/tmn) - Nicht alle Gärten machen ihren Besitzern Freude. Ihre Pflanzen passen nicht zum Standort, machen daher viel Arbeit und vertreiben dazu die heimischen Insekten und Vögel. Eine Alternative ist eine Permakultur.

Damit wird ein Garten so gestaltet, dass er möglichst nachhaltig ist - also ökologisch, sozial und wirtschaftlich zukunftsfähig. Und passend zu seinen Besitzern. Ein schöner Nebeneffekt: Man muss nicht jedes Jahr alle Beete neu anlegen. Und schnecken- und mäusegeplagte Hobbygärtner finden Erlösung, sagt der Permakultur-Designer und Garten-Landschaftsbau-Techniker Jonas Gampe aus Bischbrunn (Bayern).

Frage: Was unterscheidet einen Permakultur-Garten von einem gewöhnlichen Garten?

Jonas Gampe: Der Unterschied liegt in der Zielsetzung. Ein gewöhnlicher Garten hat meist eine ebene Rasenfläche, die Gestaltung orientiert sich an Ideen aus der Nachbarschaft und dem Angebot im Gartencenter. In der Permakultur geht es um die eigenen Wünsche und Bedürfnisse: Was wollen Sie mit dem Garten anfangen? Was soll er können, was ist Ihnen wichtig?

Im zweiten Schritt gilt es, die geografischen Besonderheiten anzuschauen: Lage, Boden, Licht- und Windverhältnisse und vorhandene Ressourcen wie Pflanzen, Gebäude und Wasser. Auf diese Weise entsteht ein Garten, der zum Standort und den Bedürfnissen der Bewohner passt. Meist kommt dabei übrigens kein Garten mit einer Südterrasse und großen Kies- und Rasenflächen heraus.

Frage: Sondern?

Gampe: Ein pflegeleichter, ökologischer Garten mit Wildniszonen, Naschecken und gemütlichen Sitzplätzen.

Frage: Inwiefern unterscheidet sich das von einem Bio-Garten?

Gampe: Ein Bio-Garten unterscheidet sich in seiner Anlage kaum von einem gewöhnlichen Garten, der Unterschied liegt in den Details. In der Permakultur ist schon die Grundstruktur komplett anders angelegt. Es geht darum, ein Grundgerüst mit dauerhaften Ökosystem-Strukturen zu schaffen, so dass zum Beispiel Gemüsebeete nicht jedes Jahr neu angelegt werden müssen.

Frage: Wie funktioniert das?

Gampe: Rund 80 Prozent der Fläche werden mit mehrjährigen Kulturen bepflanzt - Wildobst, Nussbäumen und Beerensträuchern, zum Beispiel. Dazu kommen Kräuter, Gemüse und essbare Wildpflanzen als Stauden oder Pflanzen, die sich selbst leicht aussäen wie Ewiger Kohl, Gartenmelde, Bärlauch - je nach dem, was gut am jeweiligen Standort wächst. Einjährige Kulturen stehen lediglich in ein oder zwei Beeten, die intensiv bewirtschaftet werden.

All das spart nicht nur Arbeit bei der Anlage und der Pflege. Mit der Zeit entsteht auch ein sich selbst regulierendes Ökosystem mit mehr Artenreichtum, höherer Bestäubungsleistung, besserem Boden und mehr Wasserspeicher. Selbst Schnecken und Mäuse sind auf lange Sicht kein Problem mehr.

Frage: Lässt sich Permakultur überall umsetzen?

Gampe: Je größer die Fläche, desto leichter lässt sich ein selbst regulierendes Ökosystem etablieren. Auf einem Hektar Land können Tausende Arten leben. In einem kleinen Hausgarten, auf dem Balkon oder gar dem Fensterbrett wird das schwierig.

Hier geht es weniger darum, ein umfassendes Ökosystem anzusiedeln, sondern eher darum, effizient zu gestalten und Kreisläufe zu nutzen: aus Bio-Abfällen eigenen Dünger herstellen, in großen Gefäßen gärtnern, mehrjähriges Naschobst und -Gemüse anbauen. Auf den Quadratmeter gesehen, ist dort sicherlich mehr Pflege nötig. Aber je kleiner die Fläche, desto näher sind Sie dann auch dran - anders als in einem großen Garten oder einem Acker.

Außerdem können Sie durch die Nähe zum Haus auf ganz andere Ressourcen zurückgreifen. Sie können Spalierobst an den Wände wachsen lassen, Wasser aus Dachrinnen sammeln und haben vielleicht sogar außen einen Stromanschluss.

Frage: Welche Elemente sind unabdingbar in der Permakultur?

Gampe: Abgesehen vom Planungs- und Gestaltungsprozess am Anfang, gibt es nichts, was unbedingt sein muss - und nichts, was sich ausschließt. Solange Sie möglichst ökologisch, sozial und wirtschaftlich planen und handeln, gibt es keine No-Go’s und keine Must-have’s.

Das Konzept ist praktisch, nicht dogmatisch. Das bedeutet auch, dass der Garten immer weiter entwickelt werden kann und auch soll. Nichts ist in Stein gemeißelt. Selbst das Permakultur-Konzept entwickelt sich seit mehr als 40 Jahren weiter.

Frage: Wie zeigen sich in einem Permakultur-Garten die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte?

Gampe: Bei der Wirtschaftlichkeit geht es vor allem um Effizienz: Wie sind die optimalen Laufwege über das Gelände? Wie bringt die Fläche möglichst viel Ertrag bei möglichst wenig Aufwand? Wie kann man Ressourcen wie Wasser optimal nutzen und schonen? Wie können Sie weniger Dünger, weniger Erde und weniger Saatgut einkaufen?

Bei der sozialen Komponente geht es um Gemeinschaft. Eine Selbstversorgung ist meiner Ansicht nach sehr ineffizient, wenn jeder alles selber macht. Wenn in jedem Garten nur Platz für ein Apfelbaum ist, können Sie gemeinsam planen und absprechen, wer einen guten Einmachapfel, wer einen Saftapfel, einen Lagerapfel und wer einen Tafelapfel anpflanzt. Die Ernte können Sie tauschen - genauso wie Jungpflanzen, Saatgut und Geräte.

Frage: Welche Herausforderungen bringt Permakultur mit sich?

Gaupe: Sie brauchen eine gewisse Ruhe und Entspanntheit. Permakultur ist ein langfristiger Prozess. Der Garten verändert sich im Laufe der Zeit. Manche Prozesse brauchen ein paar Jahre, bis sie sich einpendeln - Pflanzen und Ökosysteme ebenso.

© dpa-infocom, dpa:220525-99-429603/3

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