Kultur - Berlin:Fragwürdige Förderungen? Kulturverwaltung kündigt Prüfung an

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Berlin (dpa/bb) - Der Berliner Senat hat mit rund 105.000 Euro Projekte gefördert, die unter anderem den innerislamischen Dialog voranbringen sollten. Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" gingen Fördergelder unter anderem an den Rat der Imame, der Mitglieder hat, die nach Recherchen der Zeitung Moscheegemeinden angehören, die von Verfassungsschutzbehörden als islamistisch bewertet wurden. Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Kultur sagte der Deutschen Presse-Agentur dazu am Samstag, sein Haus sei auch für Kirchen, Religionen und Weltanschauungsgemeinschaften zuständig. "In diesem Rahmen hat es die Förderung eines Projektes gegeben, dessen Inhalt es gewesen ist, muslimische Glaubensvertreter in der Stadt zu vernetzen."

Bei den Zahlungen sei es einmal um rund 50.000 Euro und einmal um rund 55.000 Euro gegangen. Es habe sich dabei um Projektförderung gehandelt, nicht um die von Einzelpersonen. "Die waren uns nicht bekannt", sagte der Sprecher.

Der "Welt am Sonntag" zufolge hat der Rat der Imame Mitglieder, die 23 muslimischen Vereinen angehören. Ein Mitglied beispielsweise gehöre zu einer Moscheegemeinde, die laut dem aktuellem Berliner Verfassungsschutzbericht salafistisch ausgerichtet ist. Ein anderes Mitglied gehört zu einer Moschee, die nach dem Verfassungsschutzbericht 2016 mit der Muslimbruderschaft verbunden war.

"Für uns ist klar, dass wir prüfen werden, ob es einzelne Mitglieder im Rat der Imame gibt, die nicht auf dem Boden des Grundgesetzes stehen", sagte der Sprecher der Kulturverwaltung. "Das Anliegen des Rats der Imame, sowohl zur innermuslimischen Verständigung beizutragen wie auch zur Verständigung in die Stadt- und Mehrheitsgesellschaft hinein ist nach wie vor ein positives Anliegen", ergänzte er. "Insofern haben wir, was die Förderung angeht, nichts zu bereuen. Aber wir werden in Zukunft genauer schauen und prüfen müssen." Selbstredend verurteile die Kulturverwaltung alles, was islamistisch oder antisemitisch sei.

Die Sprecherin des Rats der Berliner Imame, Juanita Villamor, wies die Vorwürfe zurück. Der Rat bestehe aus Personen, die sich für ein friedliches Miteinander auf Grundlage des Grundgesetzes einsetzten, sagte sie der "Welt am Sonntag". Die Mitglieder seien "Vorbilder und Brückenbauer".

© dpa-infocom, dpa:221029-99-310385/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: