Gesundheit - Neubrandenburg:Verband fordert Erhalt der "Extrem-Frühchenversorgung"

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Neubrandenburg/Berlin (dpa) - Der Ärzte-Verband Hartmannbund hat sich für den Erhalt der medizinischen Versorgung von "Extrem-Frühgeborenen" in Neubrandenburg ausgesprochen. In Mecklenburg-Vorpommern bestünden für Eltern und Patienten schon sehr weite Wege für eine medizinische Versorgung, teilte der Verband am Donnerstag in Berlin mit. Das ab 2023 verhängte Behandlungsverbot für sehr früh Geborene mit einem Geburtsgewicht unter 1250 Gramm in Neubrandenburg müsse daher ausgesetzt werden.

Krankenkassen und Ersatzkassen hatten dem Klinikum die Versorgung solcher "Extrem-Frühchen" ab 2023 untersagt. Auch eine vom Land angeregte einjährige Ausnahmeregelung wurde abgelehnt. Dagegen läuft eine Klage und eine Unterschriftensammlung für eine Petition beim Bundestag. Der Hartmannbund schlug zudem vor, keine weiteren Behandlungsverbote wegen nicht erreichter Mindestfallzahlen zu erlassen, bis die Planungen zu Krankenhausreformen abgeschlossen sind. Sonst bestehe die Gefahr, dass weitere Häuser und Stationen geschlossen würden, die mit erheblichem Mehraufwand reaktiviert werden müssten.

Im Fall Neubrandenburg könnten nicht nur Fallzahlen zur Beurteilung herangezogen werden. "Eltern von Frühchen ist oftmals nicht zuzumuten, noch längere Wege in Kauf zu nehmen", sagte der Landesverbandsvorsitzende MV im Hartmannbund, Bernd Helmecke. Er schlug vor, das bisherige Kriterium "Mindestfallzahl" durch "angemessene Maßnahmen zur Qualitätssicherung" zu ersetzen.

Im Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum wurden zuletzt sieben Frühchen unter 1.250 Gramm behandelt. Gemäß der "Mindestmengenregelung" hätten es 20 oder mehr sein müssen. Betroffene müssten ab 2023 nach Berlin, Greifswald, Rostock oder Schwerin ausweichen. Der Hartmannbund ist nach eigenen Angaben der einzige freie Verband, der berufliche, wirtschaftliche und soziale Interessen aller Ärzte vertritt, und hat in MV rund 1400 Mitglieder.

© dpa-infocom, dpa:221208-99-827565/2

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