20 Jahre Putin:Starker Mann, gekränkter Stolz

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Die Auftritte von Wladimir Putin sind inzwischen perfekt choreografiert. Hier schreitet er zu Beginn seiner vierten Amtszeit 2018 über den roten Teppich in Moskau. (Foto: Sergei Guneyev/imago)

Der Weg Wladimir Putins ist geprägt von einem Gefühl mangelnder Anerkennung. Als KGB-Offizier fühlt er sich von Moskau verlassen. Als Präsident wirbt er um Europa - und wird enttäuscht.

Von Silke Bigalke

In Moskau liegt Schnee, doch Gerhard Schröder scheint die Kälte an jenem Januartag im Jahr 2001 nicht zu spüren. Im Anzug steigt er in den roten Schlitten, Pferde sind davorgespannt. Neben dem Bundeskanzler sitzt Wladimir Putin, vergnügt lassen sie sich durch Kolomenskoje ziehen, die frühere Sommerresidenz der Zaren. Der Kanzler hat seine Familie mitgebracht, um mit den Putins das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest zu feiern. Wladimir Putin ist recht neu im Job, die beiden Männer verstehen sich gut. Vieles schien damals möglich zu sein zwischen Russland und Deutschland, Russland und Europa. Im September 2001, einige Monate nach der Schlittenfahrt, kommt Putin nach Berlin. Am Rednerpult im Bundestag wirkt er schüchtern, zieht sein Jackett zurecht, und spricht dann die meiste Zeit auf Deutsch. Vieles, was er dort sagt, hören die Abgeordneten gerne. Das "starke Herz Russlands" sei offen für eine echte Partnerschaft mit Europa. Das "europäischen Haus" wolle man von nun an gemeinsam bauen.

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