Flüchtlinge:Behörden räumen den "Dschungel" von Calais

  • Behörden und Polizei beginnen mit der Räumung des südlichen Teils des inoffiziellen Flüchtlingslagers in Calais, dem sogenannten Dschungel.
  • In den Hütten lebten zwischen 1000 und 3500 Menschen.
  • Ein Gericht hatte den Abriss der Hütten, nicht aber der Gemeinschaftseinrichtungen genehmigt.

Die französischen Behörden haben mit dem Abriss eines Teils des inoffiziellen Flüchtlingslagers in Calais begonnen, dem sogenannten Dschungel. Geschützt von einem Großaufgebot der Polizei rissen Arbeiter im südlichen Teil des Lagers etwa 20 von den Flüchtlingen errichtete Hütten ab. In diesem Teil des Lagers lebten nach Angaben der Behörden etwa 1000 Menschen, Hilfsorganisationen zählten dagegen etwa 3500 Menschen. Die Flüchtlinge dort hofften, von Calais aus mit Fähren über den Ärmelkanal oder durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen.

Bewohner des Lagers haben ihre Schlafsäcke gerettet und beobachten die Polizisten in Schutzkleidung. (Foto: AFP)

Die Polizei war mit mehr als 30 Einsatzfahrzeugen vor Ort. Auch zwei Bulldozer kamen zum Einsatz. Die Räumung begann ohne größere Zwischenfälle. Eine Aktivistin der Organisation No Border, die sich für die Abschaffung der Grenzen einsetzt, wurde allerdings festgenommen.

Gericht genehmigt Teilräumung

Das Verwaltungsgericht der nordfranzösischen Stadt Lille hatte vergangene Woche entschieden, dass die Hütten im südlichen Teil des "Dschungels" abgerissen werden dürfen, nicht aber die dort entstandenen Gemeinschaftseinrichtungen, darunter Gebetsräume, Schulen und eine Bibliothek.

Vor und während der Räumung versuchten zahlreiche Behördenmitarbeiter erneut, Flüchtlinge davon zu überzeugen, sich in Aufnahmezentren in anderen Regionen Frankreichs bringen zu lassen. Die zahlreichen Polizisten vor Ort sollten auch deren Arbeit schützen, sagte die Präfektin des Départements Pas-de-Calais, Fabienne Buccio, der Nachrichtenagentur AFP. Vergangene Woche hätten No-Border-Aktivisten die Behördenmitarbeiter "angegriffen und beleidigt".

Im gesamten Lager harren je nach Quelle 3700 bis 7000 Flüchtlinge aus. Die Zustände in dem seit Jahren immer weiter gewachsenen Camp gelten als katastrophal. Längerfristig wollen die Behörden alle Flüchtlinge in festen Unterkünften unterbringen.

© SZ.de/AP/AFP/ewid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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