Kaffeehaus:Das Café Woerner schließt nach fast 120 Jahren

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Das Café Woerner in der Herzogspitalstraße 9 ist eines der ältesten Kaffeehäuser der Stadt. Der Konditorenfamilie wurde nun gekündigt. (Foto: Catherina Hess)

Die Betreiberfamilie muss ihr Stammhaus in der Herzogspitalstraße aber nicht aus finanziellen Gründen schließen. Der Mietvertrag wurde gekündigt.

Von Franz Kotteder

Nach beinahe 120 Jahren ist jetzt Schluss: Am 30. April muss das Café Woerner in der Herzogspitalstraße 9 schließen. Es ist eines der ältesten Münchner Kaffeehäuser und ging aus einem Nebenzweig der berühmten Münchner Konditorenfamilie Reber hervor, die 1865 in München begann, später nach Bad Reichenhall ausgewandert ist und vor allem durch ihre Mozartkugeln bekannt wurde.

Das Stammhaus der Wörners - im Firmenlogo ist der Name mit "oe" geschrieben - muss aber keineswegs aus finanziellen Gründen schließen. Ihm wurde vielmehr der Mietvertrag gekündigt, zum 31. Mai. Auf die beiden anderen Cafés der traditionsreichen Familie am Marienplatz und in der Herzog-Wilhelm-Straße beim Sendlinger Tor hat die Schließung keine Auswirkungen. Geschäftsführer Peter Wörner sagt: "Natürlich sind wir nicht glücklich über die Situation, das können Sie sich ja vorstellen." Aber so seien die Gewerbemietverträge nun einmal.

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Der Mietvertrag besteht seit Anbeginn mit dem Kloster der Servitinnen, dem Eigentümer des Anwesens und der dazugehörigen Kirche in der Herzogspitalstraße. Die Kündigung kam für Peter Wörner, der das Familienunternehmen in der fünften Generation führt, überraschend: "Wir hatten damit nicht gerechnet." Aber es hatte offenbar bereits Unstimmigkeiten mit den Nonnen gegeben, als das Café seine Produktion im November 2016 in die Koppstraße nach Sendling verlagerte.

Die Backstube in der Herzogspitalstraße, in der sämtliche Pralinen, Torten, Kuchen und Gebäck hergestellt worden waren, gab man damit auf. Offenbar waren die Schwestern damit nicht einverstanden und beschlossen, dem alteingesessenen Kaffeehaus gleich ganz zu kündigen. Das Angebot der Schwestern, die Einrichtung abzulösen, schlug Wörner aus, weil es mit 20 000 Euro "viel zu niedrig" (Wörner) angesetzt war. Jetzt muss das Inventar bis Ende Mai ausgebaut werden.

Die Nonnen sind freilich noch wesentlich länger hier ansässig als das Café. Denn das Kloster der Servitinnen besteht seit 1714, die damalige Kurfürstin Theresa Kunigunde holte die ersten Ordensschwestern aus Venedig nach München, um ein Gelübde zu erfüllen. Bis heute ist eine der Aufgaben der Servitinnen die "ewige Anbetung des Allerheiligsten", bei der das Gnadenbild der schmerzhaften Mutter stundenweise rund um die Uhr angebetet wird und bei der inzwischen eine große Anzahl Laien mithilft. Das ursprüngliche Kloster wurde 1944 bei einem Luftangriff fast vollständig zerstört und erst in den Fünfzigerjahren wieder ganz neu aufgebaut.

Heute besteht der Orden in München aus nur noch sechs Schwestern. Sie betreuen die Herzogspitalkirche mit einem kleinen Devotionalienladen, halten täglich eine Eucharistiefeier sowie die obligatorischen Anbetungsstunden ab und verwalten den Klosterbesitz. Darunter fällt auch das Haus, in dem sich das Kaffeehaus befindet. Auf Nachfrage heißt es am Telefon: "Es soll auf alle Fälle wieder ein Café dort rein." Genaueres könne man noch nicht sagen, auch nicht zu den Umständen der Kündigung. Damit seien derzeit noch Rechtsanwälte befasst.

© SZ vom 21.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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