Hype um WM-Spieler:Islands Poster-Boy aus Sandhausen

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Schlussapplaus:Islands Rurik Gislason verabschiedet sich von der Fußball-Bühne. (Foto: Laurence Griffiths/Getty Images)
  • Rurik Gislason ist Islands bekanntester Fußballer, weil er plötzlich im Internet Weltberühmtheit erlangt.
  • Vor allem in Südamerika hat er Tausende neue Fans - der Hype um ihn hat nun auch seinen Verein in der zweiten deutschen Bundesliga erreicht, den SV Sandhausen.

Von Sebastian Fischer

"Ich glaube, der Hype um Rurik könnte noch aufkommen hier", sagt die Frau ins Mikrofon des SWR-Jugendsenders "Dasding", aber es lässt sich zweifelsfrei behaupten, dass es noch nicht so weit ist. Im Hintergrund parkt ein Bus. Eine Taube hebt vor einem Springbrunnen ab. Die Sonne scheint. Sonst ist nicht viel los in Sandhausen. Dag Heydecker, Marketing-Chef des örtlichen Fußball-Zweitligisten, kann das bestätigen: "Keine kreischenden Teenies vorm Fan-Shop." Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Beziehungsweise: Das soll noch werden.

Die Aufregung um Rurik Gislason, 30, blaue Augen, blonder Zopf, ist eine der Randgeschichten dieser WM. "Wie ist es nur möglich, dass man so schön ist?", fragte eine brasilianische Schauspielerin nach seiner Einwechslung im ersten Spiel gegen Argentinien. Nun, vor Islands möglicherweise bereits letztem Spiel gegen Kroatien an diesem Dienstag, folgen ihm mehr als eine Million Menschen bei Instagram. Vor zwei Wochen waren es rund 30 000. "Da war er noch ein völlig normaler Spieler vom SV Sandhausen", sagt Marketing-Mann Heydecker. Ein Spieler, der im Winter als Reservist aus Nürnberg kam, sich einen Stammplatz im Angriff erkämpfte, auch mal in der Abwehr aushalf und vor der WM seinen Vertrag bis 2020 verlängerte. Heydecker sagt: "Es gibt Schlimmeres für den SV Sandhausen."

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Sandhausen, rund 15 000 Einwohner, ist im deutschen Fußball das Synonym für Provinz. Heydecker will das ändern. Seit April arbeitet er im Verein. Im Mai stellte der Klub ein Markenkonzept vor, "Wir! Echt anders", lautet der Claim. Und dann stand am 16. Juni im Spartak-Stadion Gislason an der Seitenlinie.

Zunächst kamen nur Autogrammwünsche, dann Anfragen von Klatschmagazinen. Als jemand wissen wollte, wo Gislason wohnt, lehnten sie in der Geschäftsstelle allerdings ab. "Wir müssen vorsichtig sein", sagt Heydecker. Erstens sei Gislason als Fußballer nicht auf sein Aussehen zu reduzieren. Zweitens, das betont er, seien ja auch andere Sandhäuser Fußballer schön. Aber er hat dann trotzdem über Trainer Kenan Kocak bei Gislason nachfragen lassen, ob es in Ordnung sei, würde der Klub ein wenig teilhaben. Sie veröffentlichten über die mäßig erfolgreichen Klub-Kanäle ein Bild, Gislason neben Lionel Messi: "Er ist ein begnadeter Fußballer und entzückt bei dieser WM die Herzen der Fans! Halb Südamerika liegt ihm zu Füßen! Der andere auf dem Bild ist Messi."

Heydecker spricht noch von "zwei, drei anderen Ideen". Er will mit Gislason die Heimspiele bewerben. Am liebsten noch im November, wenn es wieder kalt ist und regnet.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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