Fall Skripal:Zwei zu null

Der Kreml muss im Fall Skripal seine Vorwürfe gegen die britischen Ermittler relativieren - und macht sich lächerlich.

Von Cathrin Kahlweit

Nun gibt es sie also doch, die Herren Petrow und Boschirow? Nun sind sie womöglich in Salisbury gewesen, allerdings nicht, wie die britische Polizei behauptet, als Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes GRU, sondern als "Zivilisten"? Plötzlich sind die Beweise, die Scotland Yard dafür vorgelegt hat, dass es sich bei den beiden Russen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um die Attentäter im Fall Skripal handelt, doch nicht alle erstunken und erlogen?

Das hatte Moskau noch vor wenigen Tagen behauptet, als London nach monatelangen Ermittlungen nachweisen konnte, wo die beiden wann gewesen waren. Jetzt also räumt Wladimir Putin ein, man habe die zwei Russen "gefunden" - und fordert sie auf, sich der Öffentlichkeit zu stellen, um ihre Unschuld zu beweisen?

Bei aller Liebe zu Agentenkrimis und bei aller berechtigten Furcht vor den effektiven Desinformations-Kamapgnen des Kreml: Bisweilen sind die Wortmeldungen aus Moskau so unfassbar albern, dass man sich fragt, ob Putin Mordversuche und Giftgaseinsätze auf fremdem Territorium als Spiel betrachtet. Die berühmte Fähigkeit russischer Spindoktoren, durch widerstreitende und widersinnige Informationen Verwirrung und letztlich Misstrauen zu säen, wird durch solche Aktionen ad absurdum geführt. Zwei zu null für London.

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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