Großbritannien:Brexit-Wende?

Nutzen und Risiken einer erneuten Abstimmung.

Von Cathrin Kahlweit

Der Labour-Parteitag in Liverpool könnte eine Wende bringen in den Brexit-Verhandlungen, obwohl Labour weder in der Regierung sitzt noch in Brüssel mitredet. Aber es sieht stark so aus, als würde sich die Führung, wenngleich widerwillig, einer starken Strömung in Basis und Gewerkschaften unterwerfen, die ein zweites Referendum fordern.

Solle die Oppositionspartei sich formell für ein "people's vote", also für eine erneute Abstimmung aussprechen, würden die Karten im Königreich neu gemischt. Denn auch wenn die Premierministerin kategorisch Nein sagt zu einem solchen Votum: Das Parlament, nicht die Regierung bestimmt, ob das Volk erneut an die Urnen gerufen wird. Dafür könnte sich, mit Labours Spurwechsel, eine Mehrheit finden - was natürlich Brüssel zupasskäme.

Dabei ist unbestritten, dass eine zweite Abstimmung auch enorme Risiken birgt. Ihre Legitimation wäre hoch umstritten; schließlich hat sich das Volk schon einmal geäußert. Und: Was soll überhaupt gefragt werden? Was, wenn es wieder so knapp ausginge wie beim ersten Mal, nur mit umgekehrten Vorzeichen? Die Vorbereitungen würden Monate dauern, obwohl die Zeit drängt. Immerhin: Käme es dazu, würde der Brexit im März 2019 aufgeschoben. Es wäre, es gäbe eine Atempause.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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