Seebad in Starnberg:Restaurant-Terrasse mit Ausblick auf die Nackerten

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Wer im Lokal "Strandhouse" speist und auf die Sauna-Hütten schaut, sieht mehr als den Starnberger See und die Berge. Eine Stadträtin moniert die Fehlplanung.

Von Peter Haacke, Starnberg

Großer Beliebtheit erfreut sich seit seiner Wiedereröffnung im vergangenen Sommer das Starnberger Seebad. Als Bereicherung gilt dabei die neue Saunalandschaft, die äußerlich an Schiffshütten erinnern soll, und das Restaurant "Strandhouse" im ersten Stock mit großer Sonnenterrasse. Doch es regt sich auch Kritik: Wer etwa sein gegrilltes Hühnchenbrustfilet oder auch nur einen "Strammen Max" genießen will, erhält auf einigen Plätzen auch noch ein kostenloses Extra: Er wird mit nackten Tatsachen zwischen den Saunahütten konfrontiert.

Unter Jugendlichen gelten die Eckplätze der "Strandhouse"-Terrasse schon seit Monaten als Geheimtipp: Die einen festigen ihre Kenntnisse über die menschliche Anatomie, andere erfreuen sich schlicht an der Vielfalt körperlicher Erscheinungen. Auch wer im Restaurant oder der "Event-Suite" im zweiten Obergeschoss seinen Blick eher zufällig über die malerische Kulisse mit See- und Alpenpanorama schweifen lässt, entdeckt zwischen den Hütten: Menschen, wie Gott sie schuf, die sich nach ihrem Saunagang abkühlen.

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Was die einen erfreut, ist für die anderen ein Ärgernis. Wer etwa zum frischen Lachsfilet vom Grill zart gerötete Rückansichten erblickt, dem könnte angesichts ungewollter Assoziationen schnell der Appetit vergehen. Stadträtin Angelika Kammerl (Parteifreie) jedenfalls hat in diesem Zusammenhang schon einiges an Kritik zu hören bekommen: Mehrere Bürger hätten sie kontaktiert und sich darüber beschwert, dass vor allem Besucher der Restaurant-Terrasse ungewollt Beobachter der Saunagäste würden.

Die meisten empfänden diese Tatsache "als ausgesprochen unangenehm", denn sie wollen schließlich nur essen und sich nicht unfreiwillig als Voyeur betätigen. In einem Brief an die Stadtverwaltung moniert Kammerl "eine Fehlplanung", zumal die Saunahütten auch die Sicht auf See und Berge verstellen würden. Damit die Restaurantbesucher ungestört ihren Besuch genießen könnten, schreibt Kammerl an die Stadtverwaltung, sei ein Sichtschutz zwischen den Saunahütten mit Steg zum See sinnvoll: eine Pergola mit schräg gestellten Brettern, damit die Blickbeziehung vom Restaurant des Seebads unterbrochen ist.

Was die Saunagänger davon halten, dass sie aus der oberen Etage beobachtet werden können, ist nicht bekannt. Vielleicht genießen einige wenige die fremden Blicke auf ihren Körper. Die meisten Gäste aber dürften kaum ahnen, dass ihnen die ebenerdigen Schilfmatten und Holzzäune nur teilweise Sichtschutz vorgaukeln. Eine Servicekraft des Restaurants "Strandhouse" indes sieht das alles nicht ganz so eng: "Wir sind doch alle erwachsen", sagt sie, "und wer es nicht sehen will, muss ja nicht hinschauen."

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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