Bildung:München bekommt mehr Platz für mehr Schüler

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Die Stadt wächst und auch in den Schulen wird der Platz knapp. Zwei Schulbauprogramme hat die Stadt bereits - nun stellt das Bildungsreferat die dritte Auflage vor.

Von Jakob Wetzel, München

Nächstes Jahr müsse ihre Schule vielleicht selber umbauen, sagt Ilona Peters. Es gehe nicht anders. Einen Seminarraum und ein Handarbeitszimmer hätten sie in der Grundschule an der Manzostraße bereits zu Klassenräumen umgewidmet. In diesem Jahr sei ein Zimmer für Fachlehrer an der Reihe. Danach könnten sie allenfalls noch eine Wand einreißen, um so zwei kleine Räume in einen mittelgroßen zu verwandeln, in dem dann Schüler sitzen können, sagt die Schulleiterin. "Aber danach haben wir alles ausgereizt." Sie hoffe dann erst einmal auf Container.

Peters' Grundschule wächst und wächst: In ihrem Sprengel im Münchner Nordwesten leben immer mehr Kinder. Früher hätten sie dort etwa 420 Mädchen und Buben unterrichtet, sagt die Schulleiterin. Aktuell seien es schon etwas mehr als 480, kommendes Schuljahr würden es 550, dauerhaft könne sich die Schule auf mehr als 600 Schülerinnen und Schüler einstellen, erklärt Peters. Doch jetzt zeichnet sich endlich eine Lösung ab.

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Das städtische Bildungsreferat will dem Stadtrat am Dienstag eine Vorschau auf das nächste geplante Schulbauprogramm präsentieren; es wäre das dritte. Und dieses soll unter anderem einen Erweiterungsbau für die Grundschule an der Manzostraße bringen. Und nicht nur das. Neun weitere Schulen sollen ebenso erweitert werden, fünf bereits bestehende Schulen ein Ersatzgebäude erhalten. Zwei Schulen sollen generalsaniert und zum Teil erweitert werden. Darüber hinaus will die Stadt zehn komplett neue Schulen bauen - zum Beispiel an der Westendstraße in Laim, am Mitterfeld nahe der Messestadt Riem oder auch an der Lerchenauer Straße im Norden Münchens. 27 Punkte stehen auf der Liste des Bildungsreferats, mit einem Schwerpunkt auf Grundschulen. Bei 16 dieser Projekte sollen zugleich Kindertagesstätten geschaffen werden.

Ob all dies tatsächlich umgesetzt wird, steht noch nicht fest; der Stadtrat muss im Herbst darüber entscheiden. Bisher handelt es sich nur um eine Vorschau. Und so macht das Bildungsreferat auch noch keine Angaben dazu, wie viel Geld das alles kosten könnte. Die Größenordnung freilich lässt sich beim Blick auf die bisherigen beiden Schulbauprogramme erahnen: Diese umfassen 69 Bauvorhaben, wofür ursprünglich Gesamtkosten in Höhe von knapp 3,9 Milliarden Euro veranschlagt wurden.

Doch dabei ist es nicht geblieben. Am Dienstag will das Bildungsreferat auch Berichte über den Fortgang dieser beiden Bauprogramme vorlegen. Und deren Kosten sind demnach um knapp 190 Millionen Euro gestiegen - obwohl zwei Projekte verschoben wurden und aus der Rechnung herausfielen. Die Preise im Baugeschäft seien stärker gestiegen als gedacht, heißt es zur Begründung - zudem sei der Bedarf an neuen Räumen gestiegen.

Schon jetzt habe der Stadtrat das größte kommunale Schulbauprogramm Deutschlands auf den Weg gebracht, heißt es bei der Stadt. Doch ein Ende ist noch lange nicht erreicht. Bei weiteren 17 Bauvorhaben werden die Planungen bereits vorangetrieben. Und 31 weitere Projekte sind angedacht. Bei diesen gehe es schwerpunktmäßig darum, zu überprüfen, ob die Gymnasien in München genug Platz haben für die Wiedereinführung des G 9. Weil dafür der Freistaat verantwortlich ist, gibt es für deshalb nötige Um- und Neubauten zeitlich befristet zusätzliches Geld aus dem Landeshaushalt.

Aktuell genießen 183 von diesen Projekten "höchste Priorität"

Insgesamt hat die Stadt in den vergangenen Jahren mehr als 300 anstehende Baumaßnahmen nach ihrer Dringlichkeit sortiert. Aktuell genießen 183 von diesen Projekten "höchste Priorität", das heißt: Sie sind schon Teil eines Schulbauprogramms oder sollen schnell in ein solches aufgenommen werden.

Dabei geht es nicht immer darum, neue Schulen zu gründen oder Platz für mehr Schüler zu schaffen, etwa weil die Stadt wächst oder weil der Freistaat das Schulwesen reformiert hat. Ins dritte Schulbauprogramm soll zum Beispiel auch das Ludwigsgymnasium aufgenommen werden. Etwa 700 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule am Westpark derzeit, und es wäre noch Platz für etwas mehr, sagt Schulleiterin Lore Heinrich-Exner. Doch hier steht keine Erweiterung an, sondern eine Generalsanierung. Es gehe jetzt vor allem um das Schulschwimmbad und um den Brandschutz. Die Verbesserung von Letzterem werde schon seit Jahren angekündigt. Unter anderem müsse für sieben Klassenzimmer im Anbau, also für etwa 175 Schüler, ein zweiter Fluchtweg geschaffen werden.

Es sei aber durchaus schon einiges an ihrer Schule saniert worden, sagt Heinrich-Exner. Das Ludwigsgymnasium habe etwa einen neuen Innenanstrich erhalten, neue Toiletten, neue Fachsäle und eine neue Fassade. In den Gängen wurden wegen des Brandschutzes Holzeinbauten und Holzdecken entfernt und elektrische Leitungen ausgetauscht. Zeitweise hätten sie drei verschiedene Baustellen im Haus gehabt, und zwar alles bei regulär laufendem Schulbetrieb, sagt die Direktorin. Derzeit sei Ruhe, und damit könnten sie jetzt auch ganz gut leben. Bevor die Bauarbeiter wieder anrücken.

© SZ vom 20.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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