Unter Bayern:Veggie-Limes statt Weißwurstäquator

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Weißwürste in einem Topf (Foto: Robert Haas)

Nach der Wahl lernen Politiker vom Erfolg der anderen. Gut möglich, dass Markus Söder die Staatsforste bald anweist, Hanfplantagen anzulegen.

Kolumne von Franz Kotteder

Das Schöne am Wahlkampf ist ja, dass er praktisch nie ein Ende nimmt. Eigentlich müssen die Parteien ihre Plakatständer jetzt nur geringfügig umdekorieren, statt "Europa" schreibt man eben "Oberpframmern" oder "Bad Kohlgrub" drauf, die Botschaften ändern sich eh nur geringfügig. Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang: Macht die konkurrierende Partei was richtig, dann zetere man, die Idee habe man schon sehr viel früher gehabt. Macht sie was nicht richtig, dann schreie man laut, das führe auf direktem Wege in den Staatssozialismus Honeckerscher Prägung oder zu bitterstem Steinzeitkapitalismus. Je nachdem.

Oder aber man warnt vor der Angstmacherei der anderen wie die Grünen, die selbst bekanntlich niemandem Angst einjagen wollen. Außer vielleicht vor dem Klimawandel. Oder Autos. Oder Insektensterben. Oder noch so ein paar Dingen. Aber sie bieten ja auch eine Lösung, etwa in Gestalt des stets einfühlsamen Schmusebären Robert Habeck. Als Politiker neuen Typs weiß er, dass Rechthaberei allein nur so mittelsexy rüberkommt, deshalb ist er lieber verständnisvoll.

Interessanterweise ist er da nicht der einzige. Und wer sich jetzt fragt, warum Markus Söder, wenn er sich mal ein, zwei Tage nicht rasiert, physiognomisch direkt ein bisschen dem Habeck ähnelt, der ist auf der richtigen Spur. Seit Söder der CSU den Umkehrschwung beigebracht hat, geht es ja tatsächlich wieder leicht aufwärts mit ihren Stimmen. Beim Volksbegehren zum Artenschutz fing's an. Wo Ahnherr Franz Josef Strauß wutentbrannt etwas wie: "Blühender Blödsinn!", herausgepoltert hätte, sagte Söder nur trocken: "Gut, wird gemacht!" Und schon zeigt die Kurve wieder nach oben.

Söder wird daraus lernen, wird vielleicht gar den Weißwurstäquator in Veggie-Limes umbenennen und die Staatsforsten anweisen, Hanfplantagen anzulegen. Zu rein medizinischen Zwecken, versteht sich. Bald werden wir den Ministerpräsidenten mit einem Lastenfahrrad von Manufactum zum Staatsempfang vorfahren sehen. Dann ist die Zeit nicht mehr fern, wenn die stets super drauf seiende Grünen-Chefin im Landtag, Katharina Schulze, zur CSU-Ehrenvorsitzenden ernannt wird. Ob ihr wenigstens dann das Lachen vergeht? Man möchte nicht drauf wetten.

© SZ vom 01.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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