Für Nicht-Briten mag das Königshaus eine antiquierte Organisation ohne reale Bedeutung und Funktion sein. In Großbritannien sieht man das anders: Selbst passionierte Demokraten erkennen an, dass die Queen und die Krone eine identitätsstiftende, stabilisierende Rolle haben, die das Land eint und in Krisen zusammenhält. Der Fall des Duke of York ist daher präzedenzlos und in seiner Dramatik kaum zu überschätzen.
Prinz Andrew war nie sonderlich beliebt, er galt als Womanizer, als charmanter Angeber, der seiner Mutter Ärger bereitete und dem Land nicht zur Ehre gereichte. Aber er war einer der Windsors und schon deshalb eine, wenngleich beschädigte, britische Ikone. Nun hat ihn der Palast, man kann es nicht anders sagen, aus dem Verkehr gezogen. Das ist richtig, wenngleich peinlich. Vor allem aber wird es die Monarchie nachhaltig beschädigen.
Nun werden, laut und lauter, Fragen gestellt werden nach dem Nutzen, der Finanzierung, der Integrität der "Firma", wie die Royals im Volksmund heißen. Die Familie hat viele Skandale überstanden, aber sie waren hausgemacht. Mit Andrews Verwicklung in den Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein wird die Firma in Verbindung gebracht mit Verbrechen und Vertuschung. Das untergräbt, vielleicht zum ersten Mal, auch das makellose Image der Queen.