Gaststätte Bavaria:Der Langstreckenwirt

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Die Augustiner-Brauerei ehrt ihren wohl ältesten Pächter: Branko Mazalica führt seit 40 Jahren die Gaststätte Bavaria an der Bayerstraße

Von Franz Kotteder, München

Ein bisschen wurmt es ihn ja schon, den Branko, dass dieses 40-Jährige ausgerechnet jetzt stattfindet. Weil man derzeit halt nicht feiern kann. "Beim 35-Jährigen", sagt er, "da war hier etwas los!" Das glaubt man ihm sofort, denn Branko Mazalica ist ersichtlich ein Vollblutwirt, der ungern halbe Sachen macht.

Jetzt ist hier eher wenig bis gar nichts los, in der urbayerischen Gaststätte Bavaria, die auch noch an der Bayerstraße zwischen Hackerbrücke und Paul-Heyse-Unterführung liegt. Eine Abordnung der Augustinerbrauerei ist vorbeigekommen, an ihrer Spitze Vorstand Martin Leibhard, um einen ihrer ausdauerndsten Wirte zu ehren. Der 81-jährige Wirt Mazalica ist seit 40 Jahren Pächter der Gaststätte, von der man auch bei der Brauerei nicht so genau weiß, wie lange sie schon ein Wirtshaus ist, da müsste man erst in die Archive hinabsteigen. Das Anwesen jedenfalls, in dem es sich befindet, wurde 1877 gebaut, und vieles in dem gemütlichen Gastraum lässt darauf schließen, dass hier schon immer eine Gaststätte war. Die beiden schlanken, gusseisernen Säulen zum Beispiel.

Im November 1962 ist Mazalica nach Deutschland gekommen, wie so viele aus Ex-Jugoslawien. Er begann in Dortmund als Maschinenbauschlosser, aber eigentlich hatte es ihn schon immer zur Gastronomie hingezogen. Er schaffte den Absprung dorthin dann ziemlich bald, übernahm in Karlsruhe ein Nachtlokal, und auch wenn die Stadt nicht gerade berühmt ist für ihr verruchtes Nachtleben - er hatte Erfolg damit, wie er sagt.

Es war dann freilich nichts auf Dauer, eigentlich wollte er ja eine Gaststätte haben, in die die Menschen zum Essen und zum Trinken gehen. 1971 zog es ihn nach München, um eine Wirtschaft zu übernehmen. Und zehn Jahre später kam er dann dort an, wo er heute noch ist: In der Gaststätte Bavaria. "Als wir anfingen", sagt er, "war hier noch sehr viel mehr los." Und das, obwohl auf der anderen Straßenseite nicht viel mehr war als ein Zaun und dahinter dann Wiese bis zu den Bahngleisen.

Momentan ist aber gar nichts los im Wirtshaus, klar. "Neue Mode!", sagt Mazalicas Frau Durda zur Erklärung, deutet auf ihre Maske und lacht. Die beiden haben im kommenden Jahr ihren 60. Hochzeitstag; es gibt halt doch immer was zu feiern, erfreulicherweise. Beide sagen, sie werden nach der Pandemie selbstverständlich weitermachen. "Ich bin ja jetzt schon dauernd hier unten", sagt Branko, "was soll ich denn oben in der Wohnung?" Das Wirtsein hat man halt im Blut, sagt er. Also gilt: Weitermachen! Und in zehn Jahren schon steht ja dann auch das 50-Jährige an. "Danach gehe ich vielleicht in Rente", sagt Mazalica, "vielleicht!"

© SZ vom 03.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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