Wahl im österreichischen ORF:Ungeliebter Gewinner

Roland Weißmann, 53, bisher Vizefinanzdirektor des Rundfunksenders ORF, wird zum Jahreswechsel Nachfolger von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. (Foto: Robert Jaeger/picture alliance/dpa/apa)

Roland Weißmann wird neuer ORF-Generaldirektor. Nach der Wahl des ÖVP-Favoriten ist die Rede von politische Unterwerfung, von Postenschacher und einem "türkisen Putsch"

Von Cathrin Kahlweit

Der bisherige stellvertretende Finanzdirektor und Chef-Producer des ORF, Roland Weißmann, wird neuer Generaldirektor des Österreichischen Rundfunks. Der 53-Jährige wurde an diesem Dienstag von den 35 Mitgliedern des Stiftungsrates, in dem die ÖVP die Stimmenmehrheit hat, zum Intendanten des öffentlich-rechtlichen Senders gewählt. Die Grünen, Koalitionspartner der ÖVP, votierten ebenfalls für den Bewerber, der als Kandidat der Konservativen gilt.

Der Streit um die Entscheidung, die bereits im Vorfeld als rein politisch und demokratiefeindlich gewertet worden war, nahm nach der Abstimmung noch einmal zu. Es sei, so die Kritiker, niemals um fachliche Kompetenz gegangen, sondern um politische Willfährigkeit des Kandidaten gegenüber der Regierungspartei ÖVP. Die Grünen ernteten massive Kritik unter anderem von Schriftstellern wie Elfriede Jelinek, Michael Köhlmeier und Robert Menasse, die der Partei attestierten, "Unterwerfung" sei "hässlich". Die rechtspopulistische FPÖ wiederum witterte einen "türkisen Putsch" im ORF. Auch Politiker, die sich für eine Volksabstimmung zur Korruptionsbekämpfung einsetzen, kritisierten die ORF-Wahl. Irmgard Griss etwa, ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs, sagte: "Es widerspricht dem gesellschaftlichen Stellenwert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks diametral, wenn dieser als Spielball für Machtpolitik und Postenschacher missbraucht wird."

Weißmann wird seinen Posten zum Jahreswechsel antreten, wenn die Amtszeit von Alexander Wrabetz endet, der den ORF seit 15 Jahren leitet.

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