EM 2024 in Deutschland:Ein Turnier zur Imagerettung

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Der EM-Pokal im Berliner Olympiastadion in Berlin. (Foto: Thomas Boecker/dpa)

Die Heim-EM 2024 wird schon bei der Logo-Präsentation mit der sommermärchenhaften WM 2006 verglichen. Doch zunächst könnte es eine Gelegenheit für den Fußball werden, den Eindruck der zwei vorherigen Turniere zu korrigieren.

Kommentar von Sebastian Fischer

Die wichtigere Aufgabe steht den mit der Europameisterschaft 2024 beschäftigten Kreativarbeitern noch bevor. Es gibt nun zwar ein offizielles Logo für das in drei Jahren stattfindende Turnier. Bunt ist es, mit den Farben der 55 Uefa-Mitgliedsverbände versehen und dem Dach des Berliner Olympiastadions nachempfunden. "Es passt voll in den Zeitgeist und hat viele Inhalte", lobte Oliver Bierhoff, Zeitgeist-Experte und Direktor beim Deutschen Fußball-Bund.

Doch während das Logo nun feststeht, gibt es noch kein Maskottchen. Und das wird natürlich mit besonderer Spannung erwartet. Anders als der Löwe Goleo, das Stofftier zur bisher letzten Fußball-Großveranstaltung der Männer in Deutschland, sollte die Version von 2024 auch im Sinne des Zeitgeists nämlich unbedingt eine Hose tragen.

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Den naheliegenden Vergleich mit der WM 2006 hat bei der Logo-Präsentation am Dienstagabend Philipp Lahm bemüht, auch wenn er sich weder auf den hosenlosen Goleo, noch auf möglichen Stimmenkauf bei der Vergabe, sondern natürlich auf die sommermärchenhafte Atmosphäre bezog. "Ich denke immer gerne daran zurück", sagte der Turnierdirektor, der vor 15 Jahren noch ein Fußballer war und das Eröffnungstor gegen Costa Rica schoss. Inzwischen kann man sich den Funktionär Lahm, 37, nur noch mühevoll im Trikot vorstellen. Doch nicht nur deshalb dürfte es kompliziert werden, die gelöste Atmosphäre von 2006 ins Jahr 2024 zu übertragen. Damals kam sie nämlich positiv überraschend. Diesmal wird sie dringend gebraucht.

Es war nicht frei von Ironie, den Uefa-Präsidenten Aleksander Ceferin auf den Fotos von der Veranstaltung in Berlin zufrieden lächeln zu sehen. Schließlich ist es nicht lange her, da wäre das eine ziemlich sensationelle Nachricht gewesen: Uefa-Chef freut sich über buntes deutsches Stadion! Ende Juni, zur Erinnerung, verbot Europas Fußballverband noch der Stadt München, ihre Arena anlässlich des EM-Gruppenspiels zwischen Deutschland und Ungarn als Zeichen für Toleranz in Regenbogenfarben leuchten zu lassen. Die Empörung war groß.

Vielmehr als eine Neuauflage der WM 2006 dürfte die EM 2024 zunächst ein Ereignis werden, das dem Fußball bei der Imagekorrektur helfen muss. Es wird die erste Europameisterschaft nach der Pandemie-EM, die nicht nur wegen Regenbogen-Debatten in der Kritik stand, sondern auch für wenig Vorsicht im Umgang mit dem Coronavirus. Darüber hinaus ist die EM 2024 auch noch eines der ersten großen Fußballturniere nach der Weltmeisterschaft in Katar 2022. Selten stand ein Event der Meinung vieler Fans zufolge derart für die Fehlentwicklungen des Sports wie eine Winter-WM in einem für seinen Umgang mit Menschenrechten kritisierten Wüstenstaat.

Die hohen Ambitionen, die Lahm formulierte, wirken vor dem Hintergrund fast schon logisch. "Wir wollen über den Fußball hinaus Dinge bewegen und vielleicht auch einen neuen Standard in Sachen Großveranstaltungen herbeiführen", sagte er und sprach dabei von Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt und Gemeinwohl. Es wird also nicht ganz unkompliziert. Oder um es am Beispiel des Maskottchens zu erklären: Es böte sich diesmal nicht nur ganz grundsätzlich eine Hose an, sondern bestenfalls eine fair produzierte.

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