Polizei in München:Toter Säugling in Gern - Mutter unter Verdacht

Lesezeit: 1 min

Polizeibeamte haben festgestellt, dass die Fahrerin nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis ist. (Foto: Leonhard Simon)

Ein wenige Tage alter Junge ist womöglich gestorben, weil sich eine 23-Jährige nicht um ihn gekümmert hat. Bei dem Baby wurde eine akute Unterversorgung festgestellt.

Von Martin Bernstein und Barbara Galaktionow

Eine 23-jährige Münchnerin hat womöglich den Tod ihres Neugeborenen verursacht, weil sie sich nicht um das Baby gekümmert hat. Die Frau hatte am Dienstagvormittag gegen 10.15 Uhr die Rettungsleitstelle verständigt, dass ihr Kind nicht mehr atme, wie die Münchner Polizei am Donnerstag mitteilte. Ein Notarzt habe in der Folge nur noch den Tod des Jungen feststellen können.

Nach bisherigem Erkenntnisstand der ermittelnden Münchner Mordkommission gebar die 23-Jährige den Buben etwa eine Woche zuvor in ihrer Wohnung in einem Mehrparteienhaus im Stadtteil Gern, ohne dass dies jemand mitbekam. Bei der Obduktion des Säuglings im Münchner Institut für Rechtsmedizin ergaben sich Anhaltspunkte für eine akute Unterversorgung. Strafrechtlich werde daher von einem Totschlag durch Unterlassen ausgegangen. Nach SZ-Informationen soll der kleine Junge verhungert und verdurstet sein.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Die Frau lebte laut Polizei allein in einer Wohnung und arbeitete nicht. Ob das möglicherweise schreiende Kind im Haus jemandem aufgefallen sein könnte, dazu machten die Ermittler am Donnerstag keine Angaben.

Laut Staatsanwaltschaft München I liegen Hinweise vor, dass die Beschuldigte bereits vor der Geburt des Säuglings an einer psychischen Erkrankung litt. Es könne "nicht ausgeschlossen werden, dass sie im Zustand der Schuldunfähigkeit handelte", teilte Staatsanwältin Juliane Grotz mit. Vor diesem Hintergrund sei es nicht möglich gewesen, den Erlass eines Haftbefehls zu beantragen.

Die Staatsanwaltschaft stellte auch keinen Antrag auf eine vorläufige Unterbringung der Beschuldigten in einem psychiatrischen Krankenhaus. Voraussetzung hierfür wäre, dass von der Frau "weitere erhebliche Taten zu erwarten sind und sie daher für die Allgemeinheit gefährlich wäre". Davon geht die Staatsanwaltschaft derzeit nicht aus. Die Frau wurde dennoch in ein psychiatrisches Krankenhaus gebracht. Und zwar auf Anordnung des Münchner Gesundheitsamtes.

Die in Oberbayern geborene Frau war der Polizei bereits wegen Drogen- und Eigentumsdelikten bekannt. Die Beamten haben inzwischen versucht, Kontakt zu Angehörigen der 23-Jährigen aufzunehmen. Zum Vater des getöteten Säuglings machte die Polizei keine Angaben; er ist möglicherweise noch unbekannt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKriminalfall in München
:Wer ermordete Sonja Engelbrecht?

Am 11. April 1995 verschwindet die 19-Jährige mitten in München, jahrzehntelang ohne Spur. Dann werden ihre Knochen in Kipfenberg bei Eichstätt gefunden. Nun haben Ermittler dort DNA-Proben genommen. Werden sie den Täter schnappen?

Von Martin Bernstein, Robert Haas und Lisa Sonnabend

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: