EU:Asselborn verteidigt Vorgehen bei Aufnahme von Flüchtlingen

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Jean Asselborn: "Ein Außenstehender kann sich nicht vorstellen, wie kompliziert das ist". Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa (Foto: dpa)

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Brüssel (dpa) - Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn hat verteidigt, dass Deutschland und Luxemburg zunächst nur einige Dutzend Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingslagern in Griechenland aufnehmen.

"Ein Außenstehender kann sich nicht vorstellen, wie kompliziert das ist", sagte Asselborn dem Radiosender Bayern 2. In Zeiten der Corona-Krise sei das sehr schwierig. "Wir nehmen ja keine Sandsäcke aus Griechenland. Man braucht Zeit, um das hinzukriegen - vor allem das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen." Zugleich appellierte der Luxemburger an die Solidarität anderer EU-Staaten.

"Wenn wir in Luxemburg das hinkriegen, dann können es auch andere EU-Länder hinkriegen", sagte Asselborn dem "Spiegel". "Jedes europäische Land, das ein Quäntchen Mitgefühl hat, sollte jetzt mit anpacken."

Deutschland und Luxemburg hatten jüngst angekündigt, kommende Woche mit der Umsiedlung der ersten Kinder und Jugendlichen zu beginnen. Am Mittwoch sollen 12 Minderjährige nach Luxemburg kommen, 50 weitere Ende der Woche nach Deutschland. Nach der Ankündigung war vielfach kritisiert worden, dass Deutschland nicht mehr Menschen aufnehme. Laut Bundesinnenministerium sollen in nächster Zeit noch weitere rund 300 Minderjährige folgen. Luxemburg hat keine weiteren Zusagen gemacht.

Asselborn sagte dem "Spiegel": "Jedem Jugendlichen folgen später im Zuge des Familiennachzugs vier bis fünf weitere Personen, das ist so, das muss man auch offen sagen."

Insgesamt haben sich zehn EU-Staaten bereit erklärt, mindestens 1600 unbegleitete Minderjährige und andere Migranten aus den völlig überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Ägäis-Inseln zu holen. Wegen der Corona-Krise wollen die anderen Länder ihre Zusage jedoch zunächst nicht umsetzen.

Asselborn forderte diese Staaten dazu auf, sich ein Beispiel an Luxemburg und Deutschland zu nehmen. "Am nächsten Mittwoch kommen die Kinder an. Dann wird man sehen, dass es machbar ist."

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